Warum wir nicht länger auf Mrs. oder Mr. Right warten sollten, um unser Leben nicht zu verpassen
Ich liege Sonntagabend mit einem Glas französischen Rotwein in der Hand auf meiner Couch. Es hat den ganzen Tag geschneit und ich wäre fast an einer Überdosis Netflix gestorben. Drei Staffeln „Californication“ nonstop, auch wenn ich sie vor einem Jahr schon mal gesehen habe. Ich mag die Serie, sie unterhält mich immer noch. Es geht um zwei Menschen, die nicht mehr miteinander – aber auch nicht ohne einander – können. Beide bleiben ewig auf der Suche, weil sie nach jeder Begegnung mit einem neuen Partner feststellen, dass etwas fehlt.
Bei den meisten Liebesgeschichten der letzten Jahre ging es mir nicht viel anders. Leichte Kost, oberflächlicher Sex und kaum Gefühle, damit niemand bei der vorhersehbaren Trennung verletzt wird. Ich leide an Beziehungs-Alzheimer, da ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie es in meinem früheren Leben war. Damals dachte ich, Liebe könne alle Schwierigkeiten beseitigen und mir den richtigen Weg zeigen. Ich durfte nur den Glauben an ein Wunder nicht verlieren, an eine heile Welt, die nur in meinen Träumen existierte.
Die Love/Life-Balance kritisch hinterfragen
Manchmal sollte man sich etwas Zeit nehmen, um seine Love/Life-Balance kritisch zu hinterfragen. Je länger der Single-Zustand andauert, desto komplizierter wird es, sich auf einen Menschen einzulassen. Es fällt mir zunehmend schwerer, in einer Partnerschaft Kompromisse einzugehen. Ich bin gerne bereit, konstruktive Kritik zuzulassen, aber sich regelmäßig über dieses oder jenes Thema zu streiten, raubt mir jede Energie. Es fühlt sich wie ein „Déjà-vu“-Erlebnis an. Dann fällt mir plötzlich ein, dass ich diesen Film schon mal gesehen habe, ich spielte die Hauptrolle und es gab kein Happy End. Andere sind nicht „schuld“ an einer Trennung, sondern jeder sollte seinen Teil der Verantwortung übernehmen. Rückblickend war es für mich immer sehr bequem, irgendwann nach der Tür mit dem Schild EXIT zu suchen.
Sich gegenseitig Halt geben
Heute habe ich verstanden, dass ich einer neuen Liebe eine Chance geben kann, wenn ich bereit bin, einem anderen Menschen zu vertrauen. Ich habe erkannt, dass ich meine Partnerin nicht mehr idealisieren sollte. Erst wenn ich mich akzeptiere, wie ich bin, kann ich auch andere so annehmen, wie sie sind. Zu hohe und unrealistische Erwartungen sind Gift für jede Beziehung. Wichtiger erscheint mir, sich gegenseitig Halt zu geben. Die Perspektive zu wechseln. Was mir besonders schwierig erscheint: Den richtigen Mittelweg zu finden. Nicht immer alles im Leben so ernst zu nehmen und trotzdem zu meinen Ängsten zu stehen. Anderen zu vertrauen, auch nach Enttäuschungen und Verletzungen. Private Rückschläge überwinden, auch wenn es bedeutet, für eine Weile Schmerz zuzulassen.
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