Und was ich einst besaß, beobachte ich leider noch bei so vielen Menschen, sei es auf der Straße, im www oder auf der Arbeitsstelle. Man selbst zu sein, erscheint so schwer, dabei ist es so erstrebenswert.
Irgendwie finde ich diese Entwicklung gerade sehr traurig. Da wundere ich mich auch nicht, dass es so viele unglückliche Singles in Deutschland gibt, deren Antworten auf die Frage nach dem „Warum“ häufig auch nicht ehrlich sind, denn meistens geben sie nur den anderen die Schuld. Nachvollziehbare Erklärungen, aber es bleiben Ausreden, die im Grunde die Wahrheit nur verschleiern.
Entweder ist die Auswahl an potentiellen Kontakten scheiße, oder sie lernen nur Typen kennen, die einzig nach dem Aussehen gehen (was streng genommen genauso oberflächlich ist) und sie pauschalisieren gnadenlos weiter: Sie behaupten, der andere würde es nicht ernst meinen, der andere würde nur Sex wollen oder niemand würde sie so akzeptieren, wie sie sind.
Da frage ich mich, ob sie den Widerspruch erkennen können. Wenn ich mich in sozialen Netzwerken bewege oder in Singlebörsen nach einer Partnerin suche, lese ich viele Dinge, die mich persönlich einfach nur traurig machen. Da vergeht mir tatsächlich die Lust auf eine Partnerschaft.
Menschen klagen, dass andere mit ihren Gefühlen spielen, pauschalisieren gnadenlos, indem sie dem anderen Geschlecht unterstellen, nicht in der Lage zu sein, aufrichtig zu lieben, ehrlich zu sagen oder zu schreiben, was Sache ist, und überhaupt, warum alle Männer/Frauen so verdammt oberflächlich wären.
Der Perspektivwechsel bleibt meist aus und sie bemerken ihre eigenen Notlügen und Unzulänglichkeiten nicht, manche verdrängen sie oder tun sie als nichtig ab. „Wenn der andere lügt, darf ich das ja auch tun.“ Das geht noch weiter: „Ich darf ein wenig lügen, selbst wenn der andere es nicht tut. Er könnte es ja tun. Und schließlich haben es vor ihm andere getan!“ Das heißt, die vorherige Projektion wird als Rechtfertigungsgrund genutzt, um das zu tun, was man anderen vorwirft – nämlich nicht ehrlich und aufrichtig zu sein.