Ich lebe schon lange im schönen München und liebe diese Stadt. Sie hat den Ruf, die Hochburg der Singles in Deutschland zu sein. Auch ich gehöre zu dieser Spezies, wenn auch auf unfreiwilliger Basis. Sich über diesen Zustand zu beklagen, bedeutet jammern auf hohem Niveau. Mir geht es finanziell gut. Ich mache mir keine Sorgen um meinen Job und kann mir eine Wohnung im schicken Schwabing leisten. Aber in diesem Sommer musste ich den traumhaft schönen Englischen Garten wieder allein genießen wie viele andere ebenso. Manchmal möchte ich diese Menschen fragen, ob sie freiwillig ohne Begleitung hier sind oder was in ihrem Leben passiert ist. Ich beobachte andere gerne, im Café, auf der Straße oder im Stau.
Ich möchte manchmal erfahren, was hinter den Kulissen vor sich geht. Ab und zu kreuzen sich unsere Blicke, neugierig für den Bruchteil einer Sekunde. Bis jeder seinen Weg weitergeht, ohne sich umzudrehen. Ich habe noch nie den Mut gefunden, eine fremde Frau, die ich besonders attraktiv fand, spontan anzusprechen. Angst vor Zurückweisung. Die passenden Worte fallen mir meistens eine Stunde später ein. Was hätte ich schon zu verlieren?
Es geht oft darum, sich nur einen Ruck zu geben
Diese Frage habe ich mir oft gestellt, nachdem einige Beziehungen scheiterten. Warum fällt es mir so schwer, meine Einstellung, meine Gewohnheiten, mein Leben zu ändern? Meistens fühle ich mich wie gelähmt. Viele Menschen werden dieses Verhalten als Schwäche einstufen. Ich sehe mich selbst auch sehr kritisch, was das Leben nicht einfacher macht. In der Theorie erscheint mir einiges sehr einfach, aber es scheitert oft an der Umsetzung in die Praxis. Wenn ich erkenne, dass ich mich von einigen Zwängen befreien muss, dann ist der erste Schritt in die richtige Richtung getan. Es klingt extrem banal, aber oft geht es darum, sich nur einen Ruck zu geben. Etwas gemeinsam zu unternehmen, was dem Partner eine besondere Freude bereitet. Thailändisch essen zu gehen, auch wenn ich eine Vorliebe für argentinische Steaks habe. Wichtiger erscheint mir, einander zuhören zu können. Seine eigenen Sorgen für einen Tag zurückzustellen, um für den anderen da zu sein.