“Beziehungsunfähig” – Meint ihr das eigentlich im Ernst?

Natürlich nicht. Und dennoch werden diese Liebesbeweise von unserer Idealvorstellung immer wieder in den Schatten gestellt. Wir können es nicht lassen, nach Besser, Toller und Unkomplizierter zu streben und bemerken dadurch nicht, wie glücklich wir uns eigentlich schätzen sollten. Und geben letztendlich sogar die eine Person auf, die ganz nah an unser Ideal herankommt. Anstatt zufrieden zu sein, das Leben mit einem anderen Menschen genießen zu können, grätschen wir uns regelmäßig selbst ins Spiel. Die einzig vernünftige Erklärung ist, dass wir gar nicht glücklich sein wollen. Wieso lassen wir sonst immer wieder zu, dass Argwohn und Zweifel Überhand nehmen und das Positive in den Schatten stellen?

Verantwortung fürs Liebesdilemma selbst übernehmen

An genau diesem Punkt machen die meisten Paare dann den Fehler, dass sie den Ursprung allen Übels in der Beziehung und eine Trennung als einzigen Ausweg sehen. Dass das Übel vielmehr in ihrer eigenen Einstellung steckt und die Beziehung nur der Kollateralschaden ihres Irrtums ist, erkennen sie nicht. Das Allerschlimmste ist jedoch, dass wir aus Arroganz und Selbstüberschätzung glauben, über all dem zu stehen. Liebe in ihrer hingebungsvollen, aufopfernden Form nicht nötig zu haben und anstatt dafür zu kämpfen, lieber nach Ausreden suchen wie „Das Schicksal wollte es so“, oder „Er war einfach nicht der Richtige“. Nur um nicht zugeben zu müssen, dass wir Tag ein, Tag aus selbst an unserem Teufelsrad drehen und damit jeder Studie über Beziehungslegasthenie die nötige Grundlage schaffen.

Wer keine Verantwortung für sein Liebesdilemma übernehmen will, wird weiterhin auf Sparflamme lieben – mit Sicherheitsgurt sozusagen. Zu retten ist nur der, der das Teufelsrad mal rückwärts dreht und die Busfahrt bis zum Ende mitmacht. Nur so halten wir die Möglichkeit aufrecht, überhaupt am richtigen Hafen anzukommen. Denn bedingungslose, existenzielle Liebe ohne Verfallsdatum, mit Händchen halten und Enten füttern wartet nicht entlang des Weges. Für sie muss man bis zur Endstation durchhalten.


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