Date Positivity – Warum uns Verzweiflung beim Dating nicht gut steht

Date Positivity ist unerlässlich für eine erfolgreiche Partnersuche. Besonders bei vorherigen schmerzhaften Erfahrungen, weiß Paartherapeut Eric Hegmann.

Von wegen Date Positivity: Dating macht vielen keinen Spaß mehr

Schlechte Erfahrungen schlagen auf die Stimmung und den Optimismus. Gleichzeitig steigen die Ansprüche auf die Beziehungen und die potentiellen Partner, mit denen eine solche immerzu glückliche Liebe möglich wäre. Dies führt zu einer sinkenden Kompromissbereitschaft. Und eigentlich haben alle zu wenig Zeit, einander wirklich kennenzulernen. Das erste Date, das eigentlich nur dazu da ist, um herauszufinden, ob man einander sympathisch ist und ob es ein zweites Date geben wird, ist völlig überladen. Viele erwarten einen Blitzschlag, ein schicksalhaftes Erlebnis – und erleben eine Enttäuschung nach der anderen. Denn je höher die Erwartung, umso tiefer der Fall, wenn diese nicht erfüllt wird. 

Partnersuche- und Dating-Typen lassen sich in viele Gruppen sortieren: Locker und selbstbewusst, reflektiert und optimistisch, anspruchsvoll und engagiert suchend, unsicher und zweifelnd und schließlich verletzt und belastet bis hin zu frustriert und pessimistisch. Dabei sind locker und selbstbewusst und frustriert und pessimistisch sozusagen die beiden Pole einer Skala mit abnehmendem Selbstbewusstsein, Leichtigkeit, Zufriedenheit, Erfüllung von Erwartungen, positivem Zugang mit Rückschlägen und Optimismus. Tendenziell steigt auch das Alter von links nach rechts, wobei aber vor allem die innere Einstellung und die vorherigen Dating-Erfahrungen ausschlaggebend sind.

Pessimisten küsst niemand gerne

Das Buch des bekannten Psychologen und Autoren Martin Seligmann „Pessimisten küsst man nicht“ beschreibt sehr anschaulich, wie Pessimismus Menschen in die Distanz treibt, während Optimismus den Wunsch nach Nähe auslöst. Auch aus der Paartherapie ist bekannt: Wenn nicht beide Partner den Gedanken verspüren, es wäre gewiss sogar in zehn oder 20 Jahren eine Freude zusammen zu sein, lässt die Bereitschaft messbar nach, sich für die Beziehung zu engagieren. Die Partner werden dann ungnädig, gereizt, distanziert – und suchen die fehlende Nähe bei einer Person, die Ihnen wieder Zuversicht geben kann. Date Positivity ist dieser Gedanke weitergesponnen: Ohne positives Mindset kann nichts Positives rauskommen.

Es sind sehr feine Antennen für die Schwingungsfähigkeit des Gegenübers, die unsere Fähigkeiten wie Empathie und Einfühlungsvermögen auszeichnen. Wir sehen sofort, ob die Körperhaltung zum Gesagten passt, ob die Mimik mit der Gestik harmoniert. „Hast du was? Ist etwas los? Stimmt etwas nicht mit dir?“ Partner in Langzeitbeziehungen reagieren sogar auf eine Veränderung des Atemrhythmus. Das funktioniert noch besser bei neuen Kontakten, denn dann nehmen wir nicht nur Veränderungen des Vertrauten wahr, sondern beobachten und registrieren alles. Das ist ein evolutionäres Erbe, als beim Erstkontakt blitzschnell entschieden werden musste, ob da nun Freund oder Feind unseren Vorfahren gegenüber stand. Diese Fähigkeit haben wir nicht verloren (es ist aber nicht verkehrt, sie ab und an wieder zu trainieren!).


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