Buchtipp „Romeo und Julius“

Später am Feierabend lande ich mal wieder mit Toni und Pia in ihrer WG-Küche. Es hat sich über die letzten Monate zu einer kleinen Tradition entwickelt, dass wir hier zu unserem eigenen Bergfest zusammenkommen, um das Überstehen der ersten Wochenhälfte mit ein paar Weißweinschorlen zu begießen. Der perfekte Moment, mit meinen Ambitionen an die Presse zu treten, also den beiden von meinem Plan zu erzählen. Vor einem Monat hat Toni schließlich selbst die 42 Kilometer an ersten Dates erfolgreich hinter sich gebracht, und dabei einen Mann gefunden, von dem sie im Moment schwärmt, da hat sie bestimmt ein paar Tipps auf Lager.

»Wie hast du das denn gemacht mit dem Marathon und vor allem: Wie hast du das überlebt?«, frage ich sie daher bei der zweiten Schorle.

»Ich hatte eigentlich nur eine Regel«, sagt Toni, während sie ihren Brustkorb siegesbewusst aufrichtet. »Ich habe mich nur mit Männern getroffen, die von der Location was Spannenderes vorgeschlagen haben als ein gewöhnliches Bartreffen. Da hatte ich keine Lust mehr drauf, und was Typen als Treffpunkt aussuchen, sagt eh so viel mehr über sie aus, als welchen Drink sie bestellen.«

»Und was, wenn sie eine Bar vorgeschlagen haben, auf den Bildern aber unglaublich heiß waren?«, hakt Pia von der Seite ein.

»Na dann mussten sie sich eben was anderes ausdenken, wenn sie mich treffen wollten. Irgendwo muss man die Grenze ja ziehen.«

»Das finde ich gut«, nicke ich und zünde mir eine Zigarette an. »Sonst noch irgendwelche Tipps, wie man die Spreu vom Weizen trennt?«

»Spreu vom Weizen trennen? Juli, manchmal bist du echt ein 87-jähriger Opi.« Pia wirft ihre blonden Haare über mein iPhone. »Aber ja, ich habe noch was«, fährt sie fort. »Wenn ich einen Typen wirklich interessant finde, also nicht nur für eine Nacht interessant, sondern für mehrere oder gar länger, stelle ich ihm nach ein paar Drinks eine Reihe an ganz einfachen Fragen. So was wie: Was magst du an dir? Was war dein Lieblingsfach in der Grundschule? Oder: Wenn du dir aussuchen könntest, wo du wohnst, wie würde das aussehen? Nimm mich mit in dein Traumhaus.«

Toni schaut mich für einen Moment verdutzt an. »Jaaa, ich weiß, das klingt wie ein Scherz, aber ich fand die Antworten echt hilfreich, um einzuschätzen, ob der Mann cool ist oder nicht«, unterbricht Pia die Stille und kommentiert ihren Vorschlag.

»Okay, finde ich auch gut«, sage ich und füge die Fragen meinen Notizen hinzu.

»Und du, fühlst du dich ready, Jules?«, will Pia wissen, als sie mich zur Verabschiedung fest im Arm hält. »Wenn die letzten missglückten Dates für irgendwas gut waren, dann doch dafür, dass ich jetzt körperlich und mental für drei Dates an drei Tagen vorbereitet bin. Außerdem: Ich habe Freunde, die mich anfeuern, bin ordentlich hydriert, und gut genährt bin ich sowieso. Was soll schon schiefgehen?«


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