Schon wieder ein Buch von Michael Nast …
Kürzlich ist ein neues Buch von Michael Nast erschienen, dem Jammer-Barden der von ihm erfundenen „Generation beziehungsunfähig“. Dem Schöpfer eines Syndroms, dessen Beschreibung ihm deutschlandweit eine gewisse Bekanntheit verschaffte. Das ist ganz schön schlau: aus Symptomen ein Syndrom zusammenbasteln, das man dann „behandeln“ kann. Nun also noch ein Buch … Puh, na gut, ist ja nicht verboten.
„Generation beziehungsunfähig – Die Lösungen“ heißt es. Aha. Lösungen. Klingt doch gut. Allerdings sind die vermeintlichen Lösungen für jene Generation verwirrt durch die Zeit treibender, junger, orientierungsloser (überwiegend) Großstadtbewohner:innen vom Autor entweder gut versteckt worden – oder sie existieren nicht. Eigentlich wollten wir an dieser Stelle das Buch rezensieren. Aber leider gibt‘s da kaum etwas zu rezensieren, auf das man nicht auch mithilfe des gesunden Menschenverstandes hätte kommen können.
Unsere Gegenthesen zu Generation beziehungsunfähig – Die Lösungen
Also wollen wir an dieser Stelle Michael Nast und dem von ihm geschaffenen Label „beziehungsunfähig“ mit der Single-Auskopplung „Ich bin verkorkst“ gerne mal ein paar Gegenthesen entgegenhalten. Just our two cents …
Das Problem mit Michael Nast
Das Problem mit Michael Nast ist, dass er – in nette Geschichtchen verpackt – unzähligen Menschen unterstellt, dass „etwas mit ihnen los“ sei. Oder in einer technischen Metapher: dass sie einen Software- oder gar Hardwarefehler haben. Wenn jemand zum Beispiel wiederholt „an die Falschen“ gerät, Schwierigkeiten damit hat, sich einem Menschen ganz hinzugeben, oder sich übermäßig vor dem Verlust der Freiheit des Single-Lebens fürchtet, muss das aber kein „Software-“ oder gar „Hardwarefehler“ sein. Es kann auch einfach bedeuten, dass diese Person ihre Liebes- und Bindungs-Software (und -Hardware) falsch verwendet oder gar nicht nutzt. Trotzdem kann sie dann immer noch prinzipiell die Fähigkeit haben, eine Beziehung einzugehen und zu erhalten.
Eine provokante These
An dieser Stelle eine heutzutage geradezu provokante These: Fast jeder Mensch ist liebes- und beziehungsfähig! Das „fast“ muss hier realistischerweise stehen, da es tatsächlich neurologische und schwere psychische Störungen gibt, die sich stark auf die Liebes- und Beziehungsfähigkeit auswirken können (auf die Software oder gar Hardware). Sie sind jedoch selten und können in vielen Fällen erfolgreich behandelt werden. Es läuft also gerade garantiert keine ganze Generation mit einem schweren „Hardwarefehler“ völlig beziehungs- und liebesunfähig durch die Gegend! Weder in Berlin-Prenzlauer Berg noch in Wald-Michelbach im Odenwald oder sonst wo.
Das Problem der vermeintlich Beziehungsunfähigen ist, wie schon gesagt, eher, dass die vorhandene Software, und mit ihr die Hardware, falsch gebraucht wird. Oder gar nicht. Es geht also mehr um ein „Abruf“-Defizit als um einen Defekt.
Butter bei die Fische – was heißt das konkret?