Warum ein lückenloser Liebes-Lebenslauf schadet. beziehungsweise-Autorin Jule Blogt hält nichts davon, sich von einer Beziehung in die nächste zu hangeln, denn nach jeder Trennung braucht es eine Zeit der Verarbeitung, Heilung und Selbstfindung
Wir befinden uns in einer Leistungsgesellschaft, in der alles durchgetaktet scheint. Trifft das auch auf die Art und Weise zu, in der wir unseren Liebesweg bestreiten? Und ob. Angesagt ist eine Beziehungsgeschichte, die aussieht, wie ein guter Lebenslauf: bitte ohne Lücken.
Wie soll man im nächsten „Vorstellungs-Date“ bitte erklären, dass man die letzten Monate ganz allein verbracht hat? Oft beworben, aber nicht mal für eine Liebespraktikum hat es gereicht. „Dankeschön für Ihr Interesse, wir melden uns.“
Das klingt für mich, aus der Perspektive einer vergebenen Frau, wie eine andere Welt. Dabei war ich es selbst, die fleißig von Beziehung zu Beziehung gehüpft ist, ohne durchzuatmen. Hauptsache jemanden an der Seite haben, Hauptsache geliebt fühlen.
Eine Partnerschaft gehen zu lassen, bevor eine neue in Aussicht ist? Viel zu riskant. Ich dachte immer, es hätte sich einfach so ergeben, dass auf Mann X Mann Y folgte, der Platz für Mann Z machte. Ein Kreislauf, mit dem ich nichts zu tun hatte, der einfach passierte. Wie unreflektiert ich war.
Beziehungs-Hopping ist ein Teufelskreis
Menschen, die sich von einer Beziehung in die nächste hangeln, belügen sich selbst. Sie gehen davon aus, dass es besser wird. Dass die Liebe, die sich jedes Mal wieder anschließt, noch einen draufsetzen kann. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die fehlende Verarbeitung der Beziehungsvergangenheit sorgt dafür, dass immer wieder der gleiche Film abgespielt wird, mit immer dem selben Ende: dem Neuanfang. Es ist ein Teufelskreis.