Berliner Singles: Nur Party und ständig dicht?

“Generation Beziehungsunfähig”-Autor Michael Nast erzählt in seinem ersten Roman #EGOLAND über die Berliner Single-Szene. Jule Blogt hat für beziehungsweise das Buch gelesen und mag nicht glauben, dass die Menschen in der Hauptstadt wirklich so ticken

Einen Gin Tonic in der rechten, das Smartphone mit geöffneter Datingapp in der linken Hand, dazu die besten elektronischen Beats der Stadt auf den Ohren. So sieht das Leben der Berliner Singles aus, glaubt man Michael Nast in seinem neuen Roman #EGOLAND. Großstadtsingles als dauerbetrunkene, irgendwas mit Medien arbeitende, ziemlich verzweifelte Seelen, die sich von One Night Stand zu One Night Stand tindern.

Hätte ich Michael Nasts #EGOLAND nicht hinterfragt, hätten mir die einsamen Herzen der Hauptstadt ziemlich leid getan. Doch während der Lektüre musste ich den Kopf schütteln. Das Bild, das Nast von der Stadt zeichnet, mit der mich so viel verbindet, machte mich aggressiv. Ja, in Berlin wird viel getrunken. Ja, der Ruf als Feierhauptstadt kommt nicht von ungefähr.

Was Nast jedoch konsequent ignoriert, ist die Tatsache, dass es sich bei dem von ihm beschriebenen Klientel nur um schätzungsweise 2% der Berliner Singles handelt. Das sind im Vergleich zu der Masse an Menschen, die einem in dieser Großstadt jeden Tag über den Weg läuft, eine zu verachtende Minderheit. Das, was Nast in #EGOLAND beschreibt, ist ein Stereotyp, ein kleiner Ausschnitt, der sich so gerne in den Vordergrund rückt.

Berliner Singles sind mehr als Sex, Drugs & dreckige Technoclubs

Die Jahre, die ich im Berliner Single-Leben verbrachte, sind mir noch sehr gut in Erinnerung. Was habe ich es verflucht, in dieser Großstadt daten zu müssen. Tinder war mein Marktplatz, der ein ständiges Angebot an verfügbaren möglichen Partnern bereithielt. Michael Nast gibt mir beim Lesen von #EGOLAND das Gefühl, ich hätte in einem anderen Berlin gedatet, einer kleinen Single-Parallelwelt.


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