Authentizität beim Online-Dating: Schönmalerei gehört auf Instagram

Authentizität beim (Online-)Dating ist das Stichwort! Denn wer nicht krampfhaft versucht zu überzeugen, läuft weniger Gefahr zu enttäuschen, so unsere “bi happy”-Autorin Nadine Primo.

Also, was habe ich fortan anders gemacht?  

Nun ja, wirklich aufgetakelt oder gestylt, bin ich danach selten zu Dates gegangen, außer es war von Vorneherein klar, dass es sich um einen speziellen/einmaligen Anlass handelte. Aber, wenn ich jemanden wirklich kennenlernen will, dann verweigere ich jegliche Maskeraden und gehe total überzeugt in meinen Yoga-Pants mit Dutt auf dem Kopf zum Kennlernspaziergang – ungeschminkt, natürlich. Voller Authentizität! 

Eine weitere Herausforderung, die für die fehlende Gelassenheit – mein Empfinden – beim Dating verantwortlich ist, sind veraltete Klischees und Pick-up Weisheiten, die kein Mensch braucht. „Sei niemals die erste, die schreibt. Er muss sich melden. Ansonsten denk einfach an die 3-Tage-Regel.“ – BULLSHIT! Wenn ich sowas höre, wird mir schlecht. Soziale Inkompetenz lässt grüßen! Wenn du das Bedürfnis hast, dich zu melden, dann melde dich eben bei ihm:ihr. Alles andere wäre fake, das Gegenteil von Authentizität.  

Wer jemanden wirklich kennenlernen will, muss sich eben auch kennenlernen lassen

Klingt vielleicht komisch, ist es aber nicht. Allerdings kann das echt anstrengend sein, wenn wir uns hinter Erfolgen und Selbstbeweihräucherung verstecken. Wir geben anderen gerne die Schuld für verpatzte Chancen, oder warum das Date nicht so gelaufen ist, wie wir es gerne hätten. Dabei vergessen wir gerne, dass wir eben auch zu mindestens 50% an der sozialen Interaktion beteiligt sind. Dementsprechend haben wir jederzeit die Macht, Einfluss auf den Ausgang der Situation, oder in diesem Fall: des Abends/der Nacht, zu nehmen.  

Wenn du dein Gegenüber sympathisch findest, sprich es aus. Sollte das Gegenteil der Fall sein, ebenso! Keine:r mag Schwätzer:innen. Zumindest geht es mir so, wenn ich bei einem Date (wieder mal) das Gefühl habe, dass mein Gegenüber gerade seinen Lebenslauf runterrattert und immer wieder erwartungsvoll rüberschaut, in der Hoffnung einen Funken Anerkennung in meinem Blick zu erkennen. In solchen Momenten frage ich bewusst nach „dem Scheitern“. Wie Menschen Krisen gemeistert haben, empfinde ich als weitaus aussagekräftiger und spannender als ihren Notendurchschnitt und die letzten drei freiwilligen Praktika.  

Wer nicht versucht zu überzeugen, läuft weniger Gefahr zu enttäuschen.  


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