“Also, das war so …” – Die Romantik des Beginns

Man fragt sich eher, wie es dieser Generation gelang, später liebevolle Beziehungen führen zu können bei diesem lust- und liebesfeindlichen Umfeld.

Bei Prüfung der Fakten fragt man sich: Weshalb legen Paare eigentlich so großen Wert auf den Ursprung ihrer Beziehung? Warum soll ihre Geschichte besonders romantisch sein? Weshalb ist es angeblich sogar peinlich, zugeben zu müssen, man habe sich im Internet kennengelernt? (Das behaupten einige Medien immer wieder. Aus der Beratung würde ich dem allerdings deutlich widersprechen.)

Klar, die Liebesgeschichte von Romeo und Julia, über alle Hindernisse hinweg, berührt. Aber das Paar hatte wenig von seiner Liebe. Dennoch bemühen sich viele Paare, ihre Liebesgeschichte dramatisch aufzupeppen. Sie soll sich märchenhaft anhören, als sei Romantik tatsächlich etwas, das geplant werden könne. Dieses Aufpolieren heißt „Reframing“, also „in einen neuen Rahmen gießen“. Je nachdem, wie dieses neue Bild aussieht, lässt sich gut herauslesen, ob die Partner gerade glücklich oder unglücklich miteinander sind. Doch dabei geht es nicht um ein filmreifes Setting.

Denn nein, der Anfang definiert nicht das Ende. Sonst würden aus One Night Stands keine Ehen werden. Aus Arbeitskollegen keine Ehepartner. Aus Freunden von Freunden keine Liebenden. Die Romantik kommt erst später hinzu durch den Blick zurück.

Warum dann die Frage nach der Liebesgeschichte eines Paares in der Beratung, wenn sie doch wenig Einfluss auf die Beziehung selbst hat, fragen Sie nun zurecht. Weil es nicht die Geschichte ist, um die es geht. Sondern allein darum, WIE sie erzählt wird. Welche Gefühle dabei wieder aufkommen. Die Faszination, das Kribbeln, diese Ahnung, dass da etwas geschehen ist, dessen Folgen zwar nicht absehbar, aber unbedingt bedeutsam waren. Die Dankbarkeit, sich zum rechten Moment über den Weg gelaufen zu sein. Sich erkannt zu haben als mögliche Partner für ein ganzes Leben.

Deshalb ist jede Geschichte einer Liebe romantisch. Auch im originalen Rahmen. Es kommt einfach darauf an, aus welchem Blickwinkel Sie später das Bild, Ihr gemeinsames Bild, betrachten möchten.


Weitere interessante Beiträge