Alleine ist doof

Ach, das tolle Single-Leben! Thorsten Wittke ist es leid und kann nicht verstehen, weshalb ihn Freunde dafür sogar beneiden

Heute bin ich ein Jahr Single. Ein Jahr ist es her, als mir meine Ex – ohne eine Erklärung – den Koffer für die Tür gestellt hat. Und seitdem wird mir von Männern, die in Beziehungen leben, anerkennend auf die Schulter geklopft. Weshalb? Was denken die eigentlich, wie mein Leben jetzt verläuft?

Sie sagen voller Ehrfurcht und vielleicht auch etwas Neid, dass ich ja jetzt keine Kompromisse mehr machen muss. Ich kann mich selbst verwirklichen und all die Dinge tun, die ich schon immer wollte. Mal so richtig meinen Ego-Trip ausleben, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich kann es jederzeit richtig krachen lassen. Fahr doch mal zum Ballermann und lass die Sau richtig raus, meinen sie.

Ja. Mein Leben ist wunderschön und mir scheint die Sonne aus dem Po.

Wäre da nicht eine Kleinigkeit. In meinem Umfeld wird geboren und nicht gefeiert. Partys gibt es kaum noch, wenn überhaupt, feiern wir Geburtstage mit Kaffee und viel selbstgebackenem Kuchen. Singles sind selten bis nie dabei und so habe ich die Wahl. Ich kann mich zu den Müttern setzen, die über Krabbelgruppe und Windelangebote reden oder zu den Vätern stellen, die am helllichten Tag Bier in sich rein schütten und dabei ihren Nachwuchs beaufsichtigen. Die Paare, die noch keinen Nachwuchs haben, sitzen eng beieinander und hoffen, dass sie bald in die andere Ecke wechseln dürfen. Ich komme mir die meiste Zeit vor wie Aussatz, obwohl mir ständig von den Kumpels auf die Schulter geklopft wird, weil ich ja lebe wie ein Windhund. Manchmal setze ich mich dann aus lauter Verzweiflung in die Spielecke und lasse mich von den Kindern bei Plitsch-Platsch-Pinguin oder Memory abzocken.


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