Als mir das letzte Mal das Herz gebrochen wurde – ich meine so richtig gebrochen – habe ich fast zwei Jahre lang keine andere Person an mich herangelassen. Vom Dating selbst hat mich das allerdings nicht abgehalten. Ich traf mich mit Männern und ich traf mich mit Frauen, jedoch ohne die Absicht, etwas Ernstes mit ihnen anzufangen. Die wenigsten von ihnen sah ich häufiger als ein einziges Mal. Selbst Sex war für mich ausgeschlossen, so schlimm hatte man mir mein Innerstes zerschmettert.
Heute weiß ich, dass ich nicht an „normalem“ Herzschmerz litt, sondern aus einer toxischen Beziehung kam, in der mein Ex-Freund mich manipuliert und über Monate hinweg psychisch missbraucht hatte. Ich ging also auf Dates, um mein zerstörtes (nicht nur angeknackstes!) Selbstbewusstsein aufzubessern. Allerdings konnte ich mich aufgrund der Erfahrung mit meinem Ex, gar nicht auf mein Gegenüber einlassen, so sehr misstraute ich ihren Worten, Handlungen und Absichten.
Im Nachhinein muss ich zugeben, dass es sehr unfair von mir war, mich überhaupt auf diese Treffen einzulassen. Ich wusste ja, dass es über einen Drink oder Besuch im Kino nicht hinausgehen würde. Auf der anderen Seite allerdings tat es mir gut, aus den eigenen vier Wänden herauszukommen und so wieder etwas wie Mut zu fassen. Die Dates trotz meines Liebeskummers zeigten mir nämlich, dass ich doch nicht ein so schlechter Mensch war, wie mein Ex mir hatte einreden wollen.
Daten trotz Liebeskummer? Man sollte offen kommunizieren!
So ganz grundsätzlich glaube ich, dass nichts dagegenspricht, mit einem gebrochenen Herzen auf Dates zu gehen. Allerdings denke ich auch, dass man von vornherein mit offenen Karten spielen sollte, wenn man sich auf ein (oder mehrere) Treffen einlässt, während man die alte Beziehung vielleicht noch nicht vollständig verarbeitet hat. Zwar schuldet man seinem Gegenüber selbstverständlich keine Rechenschaft für die eigenen Gefühle, doch wenn man weiß, dass man nur zur Ablenkung datet (und vielleicht sogar Sex hat), so ist es doch nur fair, das offen zu kommunizieren. Im Zweifelsfall kann man so nämlich die andere Person vor Herzschmerz schützen.
Dating muss allerdings nicht immer zwangsläufig auch zu einer Beziehung führen und wenn alle Beteiligten cool damit sind, spricht aus meiner Sicht absolut nichts dagegen, sich regelmäßig zu treffen und die gemeinsame Zeit zu genießen. Selbst wenn man weiß, dass daraus niemals „mehr“ werden wird. Eine sogenannte „Rebound-Beziehung“ kann, sofern sie von beiden Partner*innen auf diese Art und Weise gewollt wird, sogar heilsam sein und über Herzschmerz durchaus hinweghelfen. Ich spreche aus Erfahrung.