Das Misstrauen darf nicht die Oberhand gewinnen
Wenn wir uns für das Misstrauen entscheiden wird es anstrengend. Denn es ist kräftezehrend immer auf der Hut zu sein. Mit deinem zweiten Inkognito Instagram Account alles nach vermeintlichen Zeichen abzuscannen. Likes zu suchen, die dir missfallen. Kein Indiz verpassen zu dürfen. Immer auf Empfang zu sein für all die Signale, die du über deinen Handybildschirm zu deuten versuchst. Und dann den anderen zur Rede zu stellen, zu streiten, Regeln aufzustellen, Verbote zu verhängen. Verbote, an die ich mich selbst genauso halten muss und die sich zum schlimmsten Extremfall entwickeln können: Nicht mehr getrennt voneinander ausgehen, ständige Statusupdates, wo man sich gerade aufhält und mit wem. Bis hin zum Verlust von Freunden, die vielleicht zur Bedrohung werden. Das Paar isoliert sich. Wie eine Festung, die den Angriff von außen fürchtet. Die eigene Privatsphäre wird zum offenen Buch für den Partner. Die Liebe zum Gefängnis.
Natürlich sind wir am Anfang einer Beziehung unsicher. Das liegt in der Natur der Sache. Wir sind frisch verliebt. Kennen den anderen noch nicht. Wollen, dass es klappt und der andere bei uns bleibt. Wenn wir uns aber für das Vertrauen entscheiden, gewinnen wir im besten Fall jeden Tag, in jedem schönen Moment miteinander und mit jedem überwundenen Konflikt mehr und mehr an Vertrauen hinzu. Vertrauen in uns, den anderen und in die Beziehung. Wie eine kleine Pflanze, die immer stärkere Wurzeln bekommt und im Laufe der Jahre zu einem Baum wird, den so leicht nichts in seinen Grundfesten erschüttern kann.
Ich denke, in den Zeiten von Instagram und Co ist es für viele tatsächlich schwieriger geworden ganz bei sich selbst zu bleiben. Und auf das gute Gefühl zu vertrauen, das wir eigentlich in unserer Beziehung haben. Denn ohne Instagram Story hätte Laura sich vielleicht weiterhin auf ihre Verbindung mit Johann verlassen und sie nicht in Frage gestellt. Oder sie hätte auf weniger schmerzhafte, sehnsüchtige Weise gespürt, dass sie Johann vielleicht einfach wahnsinnig vermisst. Sie gerne mit ihm Silvester gefeiert hätte. Sie sich manchmal einsam fühlt. Die Distanz zwischen ihnen verflucht, obwohl sie die Zeit im Ausland grundsätzlich genießt. Laura aber fühlte dieses kleine, fiese Gefühl von Eifersucht, hinter der sich vielleicht Verlustängste oder ein Nähe Bedürfnis verstecken.
Aber wer weiß, vielleicht stellt sie sich ihren Gefühlen und fragt ihren Bauch, was zu tun ist. Und wenn alle Zeichen auf „Ja“ stehen, entscheidet sie sich hoffentlich für das Vertrauen. Ich finde, es lohnt sich.
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