Unsere Gefühle und die Gedanken, die daraus entstehen spielen uns manchmal einen Streich. Wollen uns zeigen, dass sie stärker sind als wir. Lassen unsere Emotionen wirr durch unsere Köpfe schießen, sodass wir nicht mehr klar denken können. Sie wollen, dass wir hinhören, was sie uns zu sagen haben. Unsere Aufmerksamkeit.
Eifersucht ist ein Zeichen von Angst
Und was will uns die Eifersucht sagen? Sie sagt uns wahrscheinlich, dass wir Angst haben. Angst davor verletzt zu werden. Nicht genug zu sein. Austauschbar zu sein. Vielleicht nicht liebenswert oder selbstverständlich. Und genau da sollten wir hingucken. Auf uns und was uns vielleicht gerade fehlt. Was wir brauchen, um uns wieder richtig mit uns selbst zu fühlen. Denn Eifersucht hat immer auch mit dem eigenen Selbstwertgefühl zu tun. Oft erstmal gar nichts mit dem Verhalten des anderen.
Denn Laura schreibt nicht darüber, dass es zwischen ihr und Johann gerade nicht gut läuft und sie sich deshalb Sorgen machen sollte. Oder, dass er schon mal fremdgegangen sei und sie vielleicht die Befürchtung haben muss, dass es wieder passiert. Oder davon, dass Johanns Gefühle für Laura nicht mehr die sind, die sie einmal waren und dass er über Trennung nachdenkt. Und selbst wenn, muss das nicht bedeuten, dass er Interesse für diese andere Frau hegt. Nur weil sie hübsch und blond und irgendwie da ist. Und falls doch, muss das nicht gleich heißen, dass er der Attraktion auch nachgeht. Vielleicht findet Laura ja auch einen Kommilitonen aus ihrem Auslandsemester ziemlich anziehend. Aber deshalb steigt sie nicht automatisch mit ihm ins Bett. Wir sind ja keine willenlosen Tiere, die sich nicht unter Kontrolle haben können. Wir sind schon in der Lage uns an die Absprachen zu halten, die wir miteinander aushandeln.
Eine große Entlastung ist es in solch verunsichernden Situationen, wenn man als Paar darüber offen sprechen kann. Und offensichtlich können diese beiden jungen Menschen ganz gut miteinander reden. Denn für mich klingt es erstmal nach einem Gespräch ohne Vorwürfe oder Streit. Und es klingt danach, als würde er sie gerne beruhigen und ihr versichern wollen, dass da nichts zwischen ihm und dieser Frau ist. Und mit ihm und Laura alles in Ordnung ist. Dass sie sich keine Sorgen machen muss. Doch schlussendlich kann sich Laura nur entscheiden, ob sie ihm Glauben und ihm ihr Vertrauen schenken möchte oder nicht.
Denn Vertrauen ist am Ende des Tages eine Entscheidung. Wir können nicht in die Zukunft sehen und wissen, ob unsere Liebsten immer gut mit uns umgehen. Wir können den anderen kennenlernen und das Gefühl für eine Wahrscheinlichkeit dafür gewinnen, ob unser Herz bei dem anderen gut aufgehoben ist. Aber eine Unbekannte bleibt immer bestehen. Und auf diese können wir uns nur einlassen oder nicht.
Redaktion
Eric Hegmann