Warum ist Konsens so wichtig?
Konsens ist wichtig. Nicht nur, weil es beim Sex darum geht sich fallen zu lassen und den Trieben freien Laufen zu lassen, ohne dabei sich selbst oder wen anders zu verletzen. Sex sollte die schönste Nebensache der Welt sein und für beide Parteien ebenso in Erinnerung bleiben. Sexuelle Gewalt und Missbrauch können das Opfer ein Leben lang traumatisieren oder zumindest viele Jahre lang das Leben zur Hölle machen. Gleiches gilt für das Opfer einer Falschanschuldigung. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich… mehr schlecht als recht. Gerade das Stigmata ein/e Sexualstraftäter/in zu sein kann Existenzen zerstören und das soziale Umfeld oder sogar die Familie gleich mit.
Sich darüber aufzuregen, dass es früher ja auch egal war und warum man auf einmal Fragen muss, wenn es doch sonst auch keine(n) geschert hat? Eine ziemlich ignorante Perspektive, wenn Mensch bedenkt, dass es sehr wohl immer wieder Proteste, Kampagnen und Aufschreie gab. Aber natürlich ist Veränderung erst einmal befremdlich und der Katalysator für das Hervortreten von Unsicherheiten. „Wie soll ich ihn/sie fragen?; Wann ist der richtige Moment?“; „Wirke ich dann vielleicht weniger selbstbewusst und unsicherer?“ Fragen über Fragen.
Zugegeben, ich war anfangs auch immer kurz irritiert, nicht negativ, aber ich habe zumindest kurz innegehalten, wenn ich gefragt wurde, ob ein Kuss in diesem Moment okay wäre. Mein erster Gedanke „Strahle ich eine gewisse Ablehnung aus, dass er/sie sich nicht traut, es einfach zu tun?“. Dabei ist es doch eigentlich beinah romantisch und hat irgendwie sowas furchtbar Unschuldiges und gibt dem Moment eine gewisse Prise Einzigartigkeit. Einfach einen Gang zurückschalten. Der Überraschungsmoment bleibt dabei zwar aus, aber ist im gleichen Atemzug nicht weniger überraschend.