Warnhinweis: Auch auf Tiktok muss man aufpassen
Aber wie das nun mal so ist: natürlich gibt es auch Risiken. Denn eins darf Mensch nicht vergessen, und zwar, dass die propagierte Offenheit eben auch seine Folgen hat.
Ein Beispiel: auf TikTok inszenieren sich gerade jüngere Pärchen aus der LGBTQIA+ Community äußerst freizügig und selbstbewusst. Ich habe bei meinen Recherchen einige Accounts gefunden, auf denen reihenweise Videos von jungen, scheinbar lesbischen, vielleicht auch bisexuellen oder ganz anders orientierten Frauen zu sehen sind, die ihr amouröses Leben in kurzen, knappen sexy Outfits in Videos darstellen. Und es dadurch eben schaffen, eine große Follower*innenschaft zu kreieren und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Junge Frauen, vielleicht 14 oder 15 Jahre, die sich extrem sinnlich, freizügig und fast schon provozierend heiß präsentieren. Was sie in den Videos dann machen? Meistens tanzen, tanzen, tanzen… und posen. Gekonnt! Das muss man ihnen lassen. Aber nicht unbedingt altersgerecht. Das soll jetzt gar nicht wie eine meckernde alte Frau klingen, die der Jugend ihre Schönheit – und Straffheit – nicht gönnt: im Gegenteil! Aber zu viel Aufklärung und offensives Enttabuisieren von Sex bringt eben auch was mit sich? Richtig, mehr Sex.
Die Gefahr als Lustobjekt betrachtet zu werden
Vielleicht sind sich einige der jungen Mädels nicht bewusst, in was für eine Gefahr sie sich mit ihren Accounts ebenfalls bringen können. Auffällig: die Kommentare unter ihren Videos. Meistens sind die Follower*innen weder in ihrem Alter noch wirken sie irgendwie berechtigt, ihre Geilheit und Lust auf eben diese Frauen auszudrücken. Mal davon abgesehen, dass diese ja eigentlich ihre „Frauenliebe“ propagieren. Egal, denn wie bereits öfters beschrieben: homosexuelle Frauen sind in erster Linie Lustobjekt.
Es ist daher wichtig, auch diese Plattform wieder differenziert zu betrachten und bei all der Aufklärung eben auch Schutzvorkehrungen zu treffen. Allerdings nicht aus Latex und gegen Krankheiten oder ungewollte Schwangerschaft, sondern gegen Anmachen, Aufdringlichkeiten und eventuell pädophil veranlagten User*innen, die TikTok eben als wahrgewordenen Traum – Videoalbum aka Wichsvorlage – betrachten.
Also: Es ist wichtig, dass Eltern ihre Kinder nicht allein mit dem Medium lassen, sondern auch hier ein Auge draufhaben. Schließlich würden sie ihrer Tochter oder ihrem Sohn im echten Leben ja auch einen Hinweis geben z.B. was sexualisiertes Verhalten oder die Länge des Rocks betrifft. Versteht mich nicht falsch: Die falsche Kleidung macht niemandem zum Opfer. Dennoch ist es wichtig jungen Frauen zu vermitteln, wie viel Macht ein paar Zentimeter mehr oder weniger haben. Und dass es eben nun mal gefährlich ist, im Internet freizügiges Material von sich (und seiner Partnerin) zu verbreiten und dass es eben auch Reaktionen darauf gibt, die Mensch sich vielleicht weder erhofft noch erwartet hätte. Schließlich reden wir von Kindern, jungen Menschen….
Fazit: Aufklärung bei TikTok erreicht die Kids
Nachdem ich mir selbst einen Account auf TikTok angelegt hatte und auf Instagram, aufgrund von größerer Reichweite, immer wieder Umfragen machte und zu dem gleichen Ergebnis kam: der Sexualkundeunterricht muss thematisch überarbeitet und an manchen Stellen ganz neu definiert werden. Wie viele Kids leben heute in alternativen Beziehungsmodellen und Patchwork-Familien? Erleben sich selbst bereits früh als nicht heterosexuell oder empfinden sich nicht ihres Geschlechts zugehörig? Richtig, wahrscheinlich nicht viel mehr als früher. Aber wir sollten mittlerweile in dem Bewusstsein leben und handeln, dass es diese Orientierungen und Konzepte nun mal gibt.
Wenn wir selbstbestimmte unabhängige Menschen erziehen wollen, dann müssen wir ihnen auch ein wahrhaftiges Bild von Sexualität und eine umfangreichere Aufklärung anbieten. Es braucht auch gesellschaftliche Debatten, die die Folgen von fehlender Aufklärung in Form von sexualisierter Gewalt, Missbrauch, slutshaming, cat calling etc. fordern.
Das Interesse scheint groß zu sein. Gianna Baccio beispielsweise hat bereits über 7 Mio Likes auf ihren Reels. Darüber hinaus werden ihre Beiträge im Schnitt zwischen 250.000 und 750.000-mal angesehen. Manche haben bereits mehr als 2 Millionen Views. Sie spricht offen über Vaginismus, Masturbation während der Menstruation, den männlichen G-Punkt (und natürlich auch den Weiblichen!). Über weibliche Ejakulation und wie sicher die Pille wirklich ist.
Wenn wir es schaffen, die Zielgruppe – in dem Fall die Heranwachsenden – mit dieser Plattform zu erreichen, dann wäre es doch vielleicht mal angemessen, in Zeiten der Digitalisierung und aktuellen Lage von Home-Schooling und Digitalunterricht, Instrumente wie TikTok zu nutzen und in den Lehrplan mit aufzunehmen. Es ist schließlich auch nicht Sinn und Zweck der Übung, dass die Jugendlichen am Ende mit dem Überfluss an Informationen allein gelassen werden.
Natürlich entwickeln sich auch hier neue Fragen und Gesehenes sollte eventuell diskutiert und in den richtigen Kontext gesetzt werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass bereits 12jährige nicht nur Zugang zu Plattformen wie TikTok haben, sondern auch gratis Pornobörsen längst entdeckt haben.
Mehr Zugang zu Informationen, schafft am Ende eben auch neue Herausforderungen.