Spaß beim Online Dating

Stimmt es, dass Dating Apps eher Plattformen für schnellen Sex als die wahre Liebe sind? Ist Sex beim ersten Date normal? Warum tauchen immer mehr Aufrufe und Interessensbekundungen für Slow Sex in den Profilbeschreibungen auf, bereits eine Gegenbewegung?

Fragen, Fragen, Fragen. Wieder einmal habe ich die Community befragt und dabei ist mir schnell bewusst geworden: Es gibt auch hier wieder keine allgemeingültigen Regeln; pauschalen Antworten oder vielversprechende Tipps, die auf jeden Fall zum Erfolg führen.

Von Erwartungen scheinen sich mittlerweile alle befreit zu haben, scheinbar hat der ein oder die andere viele Enttäuschungen erlebt. Der Vorteil: Mensch kann eigentlich nur noch überrascht werden. Und das ist doch prinzipiell etwas Schönes, oder?

Sex beim ersten Date ist für die meisten ähnlich interessant wie uninteressant.

Soll heißen: es gab kein eindeutiges Ergebnis. Was mich wiederum hellhörig gemacht hat: Einige zeigten sich überfordert davon, dass sie einen Erwartungsdruck beim ersten Date in der Kiste landen zu müssen, verspürten. Das Geschlecht war hierbei egal. Männer zeigten sich, entgegen jeglichen Geschlechterklischees, ebenso überfordert wie Frauen promiskuitiv.

Allgemeiner Konsens herrschte jedoch bei der Annahme, dass längerfristige Absichten sich auch langsamer aufbauten. Für viele war selbst das dritte Date noch kein Garant für Sex. Wenn die Motivation beim swipen die eigene Geilheit war, reichte allerdings bereits ein „sich riechen können“ und witziger Austausch zu Beginn des Abends, um dann schnellstmöglich zur Sache zu kommen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Wenn ich auf meine eigene Dating Vergangenheit zurückschaue, muss ich schon ein wenig schmunzeln, denn scheinbar falle ich ein wenig aus der Statistik heraus. Wenn ich die Person attraktiv bzw. anziehend fand und wir einen schönen Abend hatten, dann endete es in 8 von 10 – okay 9 von 10 – Fällen im Bett. Meistens hatten wir einen schönen Abend und es passte einfach in den Moment. Einige habe ich wiedergesehen, manche nicht, ausgenutzt gefühlt habe ich mich selten. Was ich damit sagen will: Es hatte eigentlich keinen Einfluss darauf, ob die Verbindung noch weiterbestand oder eben nicht.

„Kein Sex beim ersten Date, weil dann ist er:sie nicht mehr interessiert?“

Diese Thesa kann ich also nicht bestätigen. Was mir jedoch aufgefallen ist: Die Art des Kennenlernens ist eine andere, wenn das Körperliche erst einmal im Hintergrund steht. Wenn wir mehr Zeit darauf verwenden, einen intimen Rahmen zu schaffen, der durch offene Gespräche und Ehrlichkeit entsteht, dann geht es auch im Bett weitaus intimer zu.

Viele Follower:innen schrieben mir, dass sie mittlerweile auch mehr darauf bedacht sind, einen „Vibe” entstehen zu lassen, der nicht so fragil ist, dass er genauso schnell zerbricht wie er entstanden ist. Schnelllebigkeit ist schon auf Social Media echt stressig, zehrend und teilweise nur schwer auszuhalten. Zumindest geht es mir so, ich fühle mich regelmäßig reizüberflutet. Beim Swipen ist es ähnlich und daher umso wichtiger wenigstens beim Dating für Entschleunigung zu sorgen.