Mainstream Porno: Auf der Suche nach weiblicher Lust

Unsere Kolumnisten Nadine hat genug vom einseitigen Bild der weiblichen Lust im Mainstream Porno und spricht über ihre bisexuelle Perspektive

Es werden die Pornos produziert, die nachgefragt werden

Zugegeben, es handelt sich hierbei in den meisten Fällen gleichzeitig um die „most viewed“ Clips. Das sagt natürlich verdammt viel über das Nutzer*innen-Verhalten aus. Aber das Angebot bestimmt nun mal die Nachfrage und, dass das gratis Wixx-Börsen-Business echt hart geworden ist, veranschaulicht die Dokumentation „Pornocracy – Die digitale Revolution der Pornobranche“ mehr als deutlich.

Außerdem gibt es da noch die große Kampagne zur Aufklärung von Sex Trafficking und Kinder-Prostitution, wofür eben diese Börsen seit geraumer Zeit einen perfekten Nährboden bieten. („Shut Down Pornhub and Hold Its Executives Accountable for Aiding Trafficking“) Nicht alles, was die Nutzer*innen hier zu sehen bekommen ist legal, geschweige denn menschenrechtlich vertretbar. Sorry for destroying your illusion – no, not sorry! Manche Clips sehen also nicht nur verboten aus, sie sind es auch.

Lass uns mehr über weibliche Lust (nicht nur im Porno) sprechen

In meinen Augen ist es unerlässlich gerade Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein adäquates sexuelles (Selbst-)Bewusstsein zu vermitteln. Das kann nur gelingen, wenn wir endlich mehr über weibliche Lust und ihre Vielseitigkeit sprechen, aber auch über Fetische, spezielle Vorlieben, Nacktheit und ihre Bedeutung. Lust ist was Spaß macht, Konsens ist ein MUSS. Immer! Junge Frauen werden nicht selbstbewusster, wenn wir ihren Körper weiterhin in Film- und Fernsehen, aber auch Werbung und auf Social Media, ständig sexualisieren und im Nachgang zensieren.

Junge Männer können keine leidenschaftlichen, sensiblen und aufmerksamen Liebhaber werden, wenn sie im Mainstream Porno ständig vermittelt bekommen, dass es okay ist Frauen auf den Hintern oder gar ins Gesicht zu schlagen – ohne vorher zu fragen. Auch ist es kein Kavaliersdelikt ungefragt sein Sperma auf Dekolleté oder Gesicht zu verspritzen – denkt mal drüber nach.

Fragen kostet nichts, die Irritation im Nachgang – auf beiden Seiten – jedoch einiges an Widergutmachungsarbeit.  

Was ich eigentlich damit sagen will: es wird Zeit für ein authentisches Bild von Sex und wie vielseitig als auch atemberaubend er sein kann. Nicht unbedingt frei zugänglich, aber mindestens genau so präsent wie der aktuell verklärte, aber dennoch omnipräsente männerfixierte und zugleich frauenverachtende Mist.


*) Konsumentinnen, die ca. einmal wöchentlich auf Inspirationssuche gehen
**) Christoph Behrens; Gabriele Linke; Kristina Mühlbach; Heike Trappe: Populärkultur, Geschlecht, Handlungsräume: Kultur-, medien- und sozialwissenschaftliche Beiträge, Münster 2018, S.78.


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