Warum es einfacher ist, freundlich zu Fremden zu sein als zum eigenen Partner

Eben noch ein nettes Gespräch mit der Kollegin geführt und dann – kaum zuhause angekommen – regen uns unsere Liebsten so furchtbar auf, dass wir unfreundlich und genervt sind. Dabei wollen wir doch nur in den Arm genommen werden. Wir klären, warum wir zu Fremden oft freundlicher sind als zum eigenen Partner.

Wer kennt das nicht. Schlechter Tag im Büro, mit der eignen Arbeitsleistung unzufrieden. Nervkram mit der Kollegin, der Chef kommt noch kurz vor Feierabend mit einem riesigen Berg Arbeit. Die Kinder müssen noch abgeholt und der Einkauf erledigt werden. Wir fahren zur Schule und wechseln noch ein paar freundliche Worte mit der Lehrerin und der Mutti des Sprösslings bester Freundin. Dann der Einkauf, nebenbei eine alte Dame an der Kasse vorlassen und ihr helfen, die Sachen aufs Band zu legen. Drei aufmunternde Worte an die fremde Kassiererin, dass ihr Feierabend in Sicht ist. Dann ab nach Hause.

Dort angekommen ist das erste was uns erwartet der Partner, der gerade noch in einem Telefonat festhängt und keine Anstalten macht, uns helfend entgegen zu kommen. Da geht uns schon die Hutschnur hoch. Er hätte doch sehen können, dass die Einkäufe ins Haus getragen werden müssen, die Kinder ihre Klamotten noch in der Haustür fallen lassen und wir wieder einmal alles allein machen müssen. Und seine Tasche steht auch noch im Flur, dass jeder darüber stolpern muss. Wenig später fahren wir den Ärmsten genervt an, weil alles irgendwie ganz und gar nicht so läuft, wie wir es uns vorgestellt haben.

Freundlich sein zu Fremden ist nicht schwer – zum Partner dagegen sehr

Wir sind gereizt, unfreundlich und genervt. Gerade dem Menschen gegenüber, der uns am nächsten steht und von dem wir eigentlich nur in den Arm genommen werden wollen. Leider kommt es dazu dann nicht mehr, weil auch unser Partner sich in seinen Bedürfnissen nicht gesehen fühlt (er ist schließlich auch angestrengt und hatte eine freundlichere Begrüßung erhofft). Es ist als ob wir alle Freundlichkeiten vergessen, wenn wir unseren Liebsten gegenüberstehen. Die Contenance, die wir über den Tag gegenüber Fremden noch aufbringen konnten, fällt zusammen. Zuhause müssen wir ja nicht auch noch Haltung bewahren und gute Miene zum anstrengenden Spiel machen. Wir lassen uns gehen, vergessen alle Freundlichkeiten und die Höflichkeit.

Aber warum ist das so? Warum sind wir zu Fremden oft freundlicher, als zu Menschen, die uns am nächsten stehen? 

Einfache Antwort: Wir brauchen keinen guten Eindruck mehr zu machen 

Die einfachste und naheliegende Antwort ist: Wir brauchen uns vor unseren Liebsten nicht zu verstellen. Während wir bei fremden Menschen immer darauf bedacht sind, einen guten Eindruck zu hinterlassen, gehen wir davon aus, dass wir uns bei unserem Partner dafür nicht mehr anstrengen müssen. Er kennt uns ja, wir vertrauen einander. Eine Beziehung muss aushalten können, wenn wir gereizt und angestrengt sind, oder etwa nicht? Außerdem müsste die Partnerin/der Partner doch wissen, was ich brauche und mir geben können, ohne dass ich groß darum betteln muss oder immer das Gleiche zurückgeben muss. Aber funktioniert Beziehung so? 

Nun, auf den ersten Blick, ist es genau das, was wir fühlen. Aber schauen wir genauer hin. Ein weiteres Beispiel soll illustrieren, was genau passiert und was wir tun können. 


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