Vom Partner lernen

Warum es uns manchmal so schwerfällt, Wissen des Partners anzunehmen, wie das möglich ist und weshalb dadurch Beziehungen wachsen und stärker werden.

Je mächtiger, desto weniger hören sie auf andere 

Studien aus dem Arbeitskontext, aus Unternehmen oder Politik legen nahe, dass es Mächtigen besonders schwerfällt, auf die Ratschläge oder das Wissen anderer zu hören. Zum einen liegt das daran, dass Macht das Vertrauen in das eigene Urteil stärkt. Personen in Führungspositionen sind eher davon überzeugt, Entscheidungen am besten allein treffen zu können und lassen sich weniger von anderen beeinflussen. Zum anderen nehmen diese Personen jedoch auch stärkere Konkurrenz mit den Hinweisgebern (z.B. Experten) wahr, denn von ihnen wird ja professionell erwartet, sich gegen andere zu behaupten und durchzusetzen. Deutlich durchlässiger werden sie, wenn sie auf Kooperation statt auf Wettbewerb mit den Experten setzten und wenn sie ihre eigene Rolle als Verantwortung verstehen. Also z.B. dass man dafür Sorge trägt, dass gemeinsame Ziele erreicht werden und weniger als individuelle Möglichkeit, die eigenen Ziele und Entscheidungen durchzusetzen.

Lernen vom Partner: Kooperation und Verantwortung machen Wissensaustausch möglich 

Die wichtigen Schlüsselvariablen sind also Kooperation und Verantwortung. Und hier kommt wieder die Beziehung ins Spiel. Wenn wir unsere Partnerschaft als gemeinschaftliche Unternehmung und uns als Team verstehen, dann setzen wir auf Kooperation und Austausch. Es geht nicht darum, sich gegen den anderen durchzusetzen, sondern das gemeinsame Ziel einer glücklichen und harmonischen Partnerschaft zu erreichen. Wenn sich beide dafür verantwortlich fühlen, erleben sie sich als Gemeinschaft, in der der eine spezielles Wissen und bestimmte Aufgaben hat und der Partner eben anderes Wissen und andere Aufgaben. Es muss und kann nicht jeder alles können und wissen. Das wäre auch nicht sinnvoll. Es ist viel effektiver, Spezialwissen zusammenzuwerfen und ein großes Ganzes daraus zu machen. So können beide sogar noch etwas hinzulernen, was sie bisher nicht wussten. Es bereichert nicht nur die Beziehung, sondern auch persönlich. Und noch etwas entsteht aus diesem „voneinander Lernen“: Das Wir-Gefühl.  

Wie kann ich lernen, Wissen vom Partner anzunehmen? 

Das Wichtigste ist, Vertrauen in den Partner und die gemeinsame Sache zu haben. Dass wir Erklärungen und Hinweise des Partners als Kritik verstehen, ist der häufigste Grund, warum wir uns davor verschließen. Wenn wir gegenseitig anerkennen, dass beide unterschiedliche Kompetenzen und Erfahrungen haben und wir erkennen, dass wir gemeinsam profitieren, wenn wir den anderen an unserem Wissen teilhaben lassen, dann kann der Austausch die Beziehung bereichern. Das geht natürlich nur, wenn beide das gleiche Verständnis davon haben. Und sich der jeweilige Input in die Beziehung im Gleichgewicht hält. Dass das unterschiedlich aussehen kann und nicht jeder sofort die Bereicherung, die das Wissen des Partners für ihn hat, anerkennend ausdrücken kann, steht auf einem anderen Blatt. Manchmal lohnt es sich aber, abzuwarten und genau hinzuhören.  

Die Wertschätzung des Experten darf nicht fehlen 

Und auch umgekehrt sollte der Wissensgeber in einer bestimmten Sache einfach wertschätzen, dass der Partner das weitergegebene Wissen übernimmt. Das geschieht aber nur, wenn es entsprechend und als Angebot vorgetragen wird und damit nicht die Erwartung verknüpft wird, der Partner solle die absolut gleiche Professionalität und Präzision an den Tag legen. Das wäre nicht nur kleinlich sondern vergibt auch die Chance, die der distanzierte Blick von außen haben kann. Vielleicht kann es gerade mit einer weniger detaillierten und fachverblendeten Herangehensweise für den Alltag gebräuchlicher und verständlicher werden. Die Distanz wirkt oft Wunder.

So kann am Ende der Zahnarzt seiner Frau auf die Schulter klopfen und sagen, „Schatz, so charmant und elegant wie du, hätte ich die Zahncreme nie verkaufen können.“ 


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