Ich kenne keine Person, die noch nie einen passiv-aggressiven oder zu sarkastischen, pessimistischen Kommentar gemacht hat. Diese gehören zu menschlichen Interaktionen genauso dazu wie (freudige) Übertreibungen, witzelnde Bemerkungen oder auch offen gezeigte Wut oder Verletzlichkeit. Sie sind nicht per se als schädlich für die zwischenmenschliche Kommunikation oder Beziehungen anzusehen.
Reagiert eine Person allerdings chronisch mit passiv-aggressivem Verhalten bis hin zu fast kindlichem Trotzverhalten, kann das in einer Partnerschaft (oder auch in beruflichen oder familiären Kontexten) zu andauernden Schwierigkeiten und Problemen führen.
In diesem Zusammenhang wird immer häufiger von einer passiv-aggressiven oder auch negativistischen Persönlichkeitsstörung gesprochen. Für diese Art der psychischen Störung existiert allerdings kein eigener DSM-Code (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders). Es ist also eher unüblich, eine passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren. Oftmals leiden die Partner:innen von betroffenen Personen mehr unter den passiv-aggressiven Verhaltensweisen als die Betroffenen selbst. Diese sehen ihre negativistische Persönlichkeit als besonders friedfertig und damit auch als gesellschaftskonform an.
Wie äußert sich passiv-aggressives Verhalten?
Passiv-aggressives Verhalten ist gekennzeichnet durch ein Muster von einem indirekten Ausdruck negativer Gefühle anstelle von offenem Aussprechen der eigenen Empfindungen. Es besteht eine starke Diskrepanz zwischen dem, was eine passiv-aggressive Person tut und dem, was sie verbal zum Ausdruck bringt. „Toll, dass du die Einkäufe erledigt und die Küche geputzt hast, während ich auf der Arbeit war!“, kann ein solches Beispiel für einen passiv-aggressiven Kommentar sein, wenn das Gegenüber ganz offensichtlich nicht einkaufen war und die Küche im Chaos versinkt.
Daneben kann sich Passiv-Aggressivität in feindseligem Verhalten oder getarnter erlernter Hilflosigkeit („Ich kann dagegen eh nichts tun!“) äußern. Statt Enttäuschungen offen zu thematisieren, um Probleme gemeinsam aus der Welt zu schaffen, nutzen passiv-aggressive Menschen oft Hinterhältigkeit, um es ihrem Partner „heimzuzahlen“, wenn dieser in ihren Augen einen Fehler begangen hat. Dass Beziehungen darunter leiden oder gar zerbrechen, ist also eigentlich nicht weiter verwunderlich.
Welche Anzeichen gibt es?
Eine Studie aus dem Jahr 2021, die im „Journal of Physics“ veröffentlich wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass rund 30% der Männer und knapp 32% der Frauen der Aussage zustimmen, dass sie ihren Ärger lieber für sich behalten als die andere Person auf ein Problem anzusprechen. Mehr als 20% der befragten Männer und fast 15% der Frauen stimmten der Aussage zu, dass sie häufig Sarkasmus benutzen, wenn sie mit ihrem Gegenüber kommunizieren.
Es gibt verschiedene Anzeichen, anhand denen du einen passiv-aggressiven Partner erkennen kannst. Dabei ist es jedoch wichtig zu erwähnen, dass einzelne Verhaltensweisen durchaus bei jedem von uns auftreten können. Erst das dauerhafte Zusammenspiel verschiedener Faktoren macht eine passiv-aggressive Persönlichkeit aus.