Lieber nicht zu früh
Über den Zeitraum von 30 Jahren hinweg betrachtet, zeigt sich: das erste Mal passiert immer später. Außerdem gaben zunehmend die Befragten an, ihr sexuelles Debüt hätten sie durchaus zum passenden Zeitpunkt erlebt. Lehmiger fasst zusammen, dass die Tendenz, länger mit dem Sex zu warten, sich weiterhin fortsetzt. Männer und Frauen unterschieden sich nicht in ihrem Alter. Allerdings sagten Frauen häufiger, sie hätten im Nachhinein lieber noch etwas gewartet. Dies bestätigt andere Forschungsergebnissen, wonach Frauen frühe sexuelle Handlungen eher bereuen als Männer.
Religion fördert Zweifel und Scham
Befragte mit einer starken religiösen Erziehung und Haltung empfanden ihr sexuelles Debüt als weniger gut und befriedigend. Und sie warteten grundsätzlich länger mit dem ersten Mal. Lehmiger fasst zusammen, dass die religiösen Befragten zu ihrer Sexualität überwiegend eine weniger positive Einstellung schilderten als die nicht Religiösen.
Partner im gleichen Alter bevorzugt
Die meisten Befragten, die ihr erstes Mal nicht bereuten, hatten einen Partner oder eine Partnerin etwa im gleichen Alter (maximal bis zu zwei Jahre älter.) Allerdings spielte der Beziehungsstatus keine entscheidende Rolle. Es musste also nicht die “Große Liebe” sein beim ersten Mal. Wichtiger waren, ob Druck ausgeübt wurde und ob die Verhütungsmethode besprochen war. Alkohol und Drogen spielten im Nachhinein für die Beurteilung des sexuellen Debüts keine statistisch signifikante Rolle.
Lehmiger betont, dass diese Ergebnisse nicht auf einer repräsentativen Stichprobe beruhen. Sie berücksichtigen nur die Ansichten junger Erwachsener (von denen einige möglicherweise noch mit den Partnern zusammen waren, mit denen sie ihre ersten sexuellen Erfahrungen gemacht haben). Es ist daher möglich, dass die Ergebnisse bei älteren Erwachsenen anders ausfallen würden, die ihre erste sexuelle Erfahrung möglicherweise aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten.
Was zeigen diese Ergebnisse? Dass die meisten jungen Erwachsenen zwar positiv auf den Zeitpunkt ihres sexuellen Debüts zurückblicken, aber eine beträchtliche Minderheit es zu bereuen scheint. Darüber hinaus scheint die wahrgenommene Akzeptanz von einer Reihe von Faktoren abzuhängen, darunter Geschlecht, religiöses Engagement, sexuelles Verlangen und verschiedene kontextuelle Faktoren, einschließlich der Verwendung von Verhütungsmitteln.
Warum sind diese Ergebnisse wichtig? Um positive und befriedigende und sichere sexuelle Erfahrungen für Jugendliche zu unterstützen, denn diese haben eben einen prägenden Einfluss auf das sexuelle Erleben als Erwachsene.