Ich stehe nun also da – in seinem Schlafzimmer!
Wir reden über seine Uni, seine Kurse. Er sitzt auf dem Bett vor mir und ich stehe. Weiß nicht so richtig, wohin mit mir. Ich sehe, wie er mit den Blicken immer wieder meine Oberweite streift. Er wartet und tut so, als ob er keine Erwartungen an diese Treffen hätte. Meine Füße bewegen sich wie von selbst und auf einmal stehe ich vor ihm und streiche mit meinen langen Fingernägeln über seinen Nacken. Amüsiere mich, wie er auf meine Brust starrt und gleichzeitig versucht seinen Satz zu Ende zu sprechen. Meine Finger spielen mit seinen Haaren. Es ist seltsam intim. Spannungsgeladen. Er lacht schelmisch. Ich habe den Startschuss gegeben. Er steht auf und küsst mich. Ich fühle mich geschmeichelt. Ich weiß, dass er nicht gerne küsst, das hat er mir erzählt.
„Aber dich würde ich küssen”, hatte er einmal zu mir gesagt
Er nimmt sich viel Zeit. Aber er gibt den Ton an, sagt mir wie ich liegen soll, was ich ausziehen soll, oder zieht es mir einfach selbst aus. Als er sich das Shirt auszieht, freue ich mich auf die glatte, frisch rasierte Haut und das sich abzeichnende Sixpack. Er verwendet viel Zeit für seinen Körper. Etwas, dass mich bei meinem Partner nerven würde, aber hier und jetzt genieße ich es. Ich will nicht viel Zeit von ihm oder gemeinschaftliche Freizeitgestaltung.
Ich will Sex. Sein Blick, als er mich zum ersten Mal vollkommen nackt sieht. Wieder dieses Beißen auf die Lippe, das leichte Stöhnen, das mir sagt, dass ihm gefällt was er sieht, jagt mir eine Gänsehaut über die Arme. Ich denke an nichts. Ich bin nur im hier und jetzt. Dieses Entdecken, das Neue – das hatte ich schon ewig nicht mehr. Die Zeit die er sich nimmt. Wie er jeden Zentimeter erkundet und erforscht… schmeckt.
Ich fühle mich unglaublich wohl und sexy
Es fühlt sich gut an, mich unter den Blicken eines anderen zu sehen. Ich erinnere mich nicht mehr daran, wie das erste Mal mit meinem Mann war. Es ist schon so lange her. Zu einer Zeit, in der man noch nicht daran gedacht hat, sich alles zu merken. Aber dieses Mal werde ich schlauer sein. Werde mir alles einprägen, jeden Blick, jedes Streicheln. Innerlich warte ich auf den Moment, wenn er in mir ist. Wird es etwas mit mir machen? Ich muss es ausprobieren, um es zu wissen. Muss wissen, ob ich mich dann schuldig fühlen werde. Ich bin bereit das Risiko einzugehen. Doch der Moment ist weniger spektakulär als ich dachte. Es ist schön, es ist geil und ich fühle nichts außer Spaß und Lust. Ich muss mich nicht schuldig fühlen. Das hier bin ich. Das ist mein Selbst. Vielleicht kann ich mein sexuelles Ich endlich annehmen.
Und mein Mann? Als ich nach der Arbeit nach Hause komme, ist es nicht so seltsam wie ich erwartet habe. Wir sprechen über unseren Tag, er fragt wie mein Date war und ich bin etwas unsicher was und wie viel ich erzählen soll. Es fühlt sich etwas holprig an. Aber das ist okay, es ist neu und da ist kein Vorwurf oder Wut in unseren Stimmen. Und dann müssen wir Beide über eine Kleinigkeit lachen und es ist klar, dass wir immer noch wir sind.