Häufiges ist häufig: Die Sache mit den Wahrscheinlichkeiten
Wenn man an Wahrscheinlichkeiten glaubt, dann ist es (wie Zahlen belegen) eher unwahrscheinlich, bei dem Problem als erstes mit psychologischen Ursachen zu tun zu haben. Sie können später dazu beitragen, das Problem zu verstärken, aber primär taugen sie eher weniger dazu, „schuld zu sein“. Aber wenn man denn schon die Ursachen für seine fehlende Standhaftigkeit in der Psychoecke suchen wollte, dann könnte man auch von diesen ohnehin unwahrscheinlichen Kausalitäten, die noch am ehesten in Frage kommenden wählen, um sich daran festzubeißen. Da wären z.B. eine große Arbeitsbelastung, schreiende Babys im Nebenzimmer, schulverweigernde Kinder, Stress mit Kollegen, finanzielle Engpässe oder aber der Streit mit dem Nachbar zu erwähnen. Alle Gründe (und die Liste ist nicht vollständig) eignen sich hervorragend, um keinen hoch zu kriegen. Weil sie den Kopf nicht frei machen. Und: Es wären auch gute Gründe für Frauen, nicht in Stimmung zu kommen.
Frauen denken aber in diesem Falle nicht besonders logisch und schon gar nicht in Wahrscheinlichkeiten. Sondern verhängnisvollerweise viel häufiger an überhaupt nicht Häufiges. Also suchen sie den Grund seiner fehlenden Standhaftigkeit oder Orgasmusfähigkeit bei sich selbst oder in der Beziehung. Warum nur sind Frauen (und Männer, aber um die soll es hier nicht gehen) überhaupt so fixiert auf das Ergebnis? Sicher trägt ein hoher Pornokonsum nicht dazu bei, entspannter an die Sache zu gehen. Hier wird gleichsam suggeriert, Männer können und kommen immer. Es besteht quasi die Pflicht zur Ejakulation (1).
Liegt es an unserer Fixierung auf Äußerlichkeiten ganz generell? Nur wer schön ist, wird begehrt. Anziehend ist, was äußerlich ansprechend ist. Wer es nicht ist oder sich nicht dafür hält, ist nicht begehrenswert? Diese Rechnung, liebe Damen, geht nicht auf. Weil viel mehr nötig ist als äußere Hülle um Begierde und Anziehungskraft zu wecken. Das Innen und Außen nicht deckungsgleich sind, bezieht sich auch auf andere Zusammenhänge bei diesem Thema. Es gilt nämlich wie immer: Es lässt sich nicht allein vom Äußeren auf das Innere schließen. Das gilt auch für die Erektion des Mannes. Sie ist nicht das einzige Zeichen dafür, dass er die Frau begehrenswert und anziehend findet. Und schon gar nicht dafür, dass er sie liebt. Dafür braucht es (zum Glück) etwas mehr als einen steifen Penis. Es wäre in diesem Falle ein klarer Kurzschluss, zu glauben, der Körper würde nicht lügen. (2)
Es (und sich) einfach nicht so wichtig nehmen
Eine Möglichkeit, sich aus diesem Schlammassel zu befreien, wäre, anzufangen, die angeblich schönste Nebensache der Welt, das sein zu lassen, was sie ist. Eine Nebensache. Wenn sie gut läuft, ist es schön, wenn nicht, dann eben kein Drama. Und wir könnten noch etwas: Uns selbst nicht so wichtig nehmen. Oder aber es in jedem Falle zu tun. Was ich damit meine ist: Wenn Sie schon seine mangelnde Erektionsleistung auf sich beziehen, dann beziehen Sie doch seine nächste bravouröse Standhaftigkeit ebenso auf sich und klopfen sich stolz auf die Schulter. Wie toll Sie sind, attraktiv, liebenswert und wer weiß nicht was, dass Sie ihn so erregen konnten! Fällt Ihnen schwer? Wäre aber doch nur fair sich selbst gegenüber. Ansonsten gräbt man sich die klassische Falle für das Selbstbewusstsein: Erfolg ist dem Zufall, Misserfolg dem eigenen Unvermögen zuzuschreiben. Können Sie natürlich machen und, wie oben aufgezählt, die wahrscheinlichen Gründe für dieses Problem völlig außer Acht lassen und sich nur den eher unwahrscheinlichen zuwenden. Frei nach dem Motto: Das Licht am Horizont kann immer auch ein Ufo sein.
Sie können das Problem aber auch einfach bei ihm lassen, es vielleicht irgendwann besprechen und genießen, wenn es kein Problem gibt. Das wäre für Sie beide die deutlich entspanntere und erfolgversprechende Lösung.