Das große Glück der kleinen Dinge
Ich habe mich daher wieder auf die einfachen Dinge beim Sex besonnen. Denn das große Glück findet man oft in den kleinen Dingen. Ich habe mich mit meinem Partner wieder viel mehr auf das Genießen der gemeinsamen zärtlichen Momente konzentriert und den Fokus von den Orgasmen wieder auf den Weg dahin gelenkt. Und tatsächlich habe ich dort viel mehr langanhaltende Befriedigung gefunden, als in den wilden durchgefickten Nächten davor.
Das Geheimrezept für diese neue Intensität in unserem Bett ist ganz einfach: Es heißt „Liebe machen“! Und alles, was es dazu braucht, ist Lust, sich wieder richtig aufeinander einzulassen, sich gegenseitig wieder vollumfänglich spüren und verwöhnen zu wollen, und all das abseits von Erwartungsdruck und Sexklischees. Wir sind dabei in erster Linie miteinander im Moment und lassen das, was dabei zwischen uns geschieht, fließen. Dabei genießen wir jede Berührung, jedes zärtliche Streicheln, jeden Kuss, usw., als wenn wir dies zum ersten und letzten Mal machen würden und sind unglaublich dankbar, dass wir diese Zeit auf diese Weise miteinander verbringen können – abseits von konkreten Zielvorstellungen. Denn sobald man seinen Fokus vom Ziel abzieht und sich auf den Weg dahin einlässt, kann man die Blumen am Wegesrand viel intensiver wahrnehmen.
Sich selbst spüren lernen
Um diese Intensität zu erleben, musste ich zuerst lernen mich selbst wirklich zu spüren. Und auch wenn das so einfach klingt, war das gar nicht so leicht. Wirklich bei sich zu bleiben und sich von seinen Gedanken und den unzähligen Anforderungen des Alltags nicht aus dem Moment forttragen zu lassen, braucht Übung. Ich habe mir dafür immer wieder bewusst Zeit genommen mich abseits des Miteinanders überhaupt erst einmal selbst spüren zu lernen. Dabei erforschte ich meinen Körper und lernte, wie sich dieser überhaupt anfühlt – unabhängig von irgendwelchen Stimulationen. Auf diese Weise bekam ich zum ersten Mal in meinem Leben überhaupt ein Gefühl für mich und meine eigenen Bedürfnisse – und das abseits von Mainstream-Sexvorstellungen. Erst nachdem es mir gelang, mich im Moment überhaupt erst wieder wahrzunehmen und aus meinem Kopf in meinen Körper und seine Empfindungen einzutauchen, fand ich das, wonach ich all die Jahre so vergeblich in viel zu vielen Abenteuern gesucht hatte – ich fand tiefgreifende und langfristige sexuelle Erfüllung.
Statt immer wieder wie getrieben von einem sexuellen Höhepunkt zum nächsten zu springen, lernte ich, mich auf Sex und dieses intensive Miteinander richtig einzulassen und auch eine gewisse Langsamkeit zu genießen. Ich lernte außerdem, mir für Sex wieder Zeit zu nehmen, statt ihn als Verpflichtung zu empfinden, den man kurz vorm Einschlafen oder nach dem Aufwachen mal noch miteinander hat, weil er ja schließlich zum Beziehungsleben dazugehört.
Nehmen Sie sich daher einfach mal wieder Zeit, Nächte durchzuknutschen wie Teenies und Ihre Körper zu entdecken, als wenn es das erste Mal wäre, dass Sie einen anderen Menschen berühren würden. Denn genau diese Zeit zwischen den Höhenpunkten schafft überhaupt erst den Raum sich immer wieder neu zu entdecken, Neues zu entdecken und in die gemeinsamen Momente hineinzusinken.
Lassen Sie daher alle Erwartungen los, tasten Sie sich vorsichtig sowie Schritt für Schritt vor, bleiben Sie einfach auch mal länger bei einer Sache als ständig dem nächsten Kick hinterherzulaufen und lassen Sie sich von Ihren Empfindungen führen. Seien Sie dabei ehrlich mit sich und tun Sie alles, was Ihre Intuition und Lust Ihnen sagen, aber tun Sie auch nicht mehr, nur weil dies vermeintlich „dazu gehört“. Glauben Sie mir – eine Nacht wie beim ersten Mal zu fummeln, kann genauso intensiv, wenn nicht sogar noch intensiver sein als Standardsex im Autopiloten-Modus. Probieren Sie es doch einfach mal wieder aus!