Warum ich mich für eine monogame Partnerschaft entschieden habe

Wenn es um Sex geht, wird beziehungsweise-Autorin Lena Lamberti zum Tier. Sex ist für sie ein Kick, der sie lebendig fühlen lässt. Doch wie lässt sich ihre Lust mit einer festen Partnerschaft vereinbaren? Lesen Sie, warum sie sich gegen eine offene Liebe und für Monogamie entschieden hat

Sex war für mich schon immer meine Droge. Ich liebe es, körperlich zu sein und drücke mich gern darüber aus. Die Leidenschaft durch meine Adern pulsieren zu spüren, ist für mich eines der schönsten und euphorisierendsten Gefühle. Es ist wie ein Kick, der mich lebendig fühlen lässt. In dem Moment, wenn mich der sexuelle Kitzel packt, legt sich in mir ein Schalter um und ich tauche in einen Rausch ein, in dem sich mein Kopf ausschaltet und ich komplett im gegenwärtigen Moment bin. Meine Wahrnehmung ist hundertmal intensiver und ich fühle mich dabei wie ein Tier, das allein seinen Instinkten folgt. In diesen Zustand einzutreten ist magisch und verhängnisvoll zugleich. Denn irgendwann muss ich wieder aufwachen und zurück in den Normalzustand. Doch ein Teil von mir würde am liebsten immer in dieser Parallelwelt bleiben.

Wilder Sex verändert mich und es ist, als wenn ich in eine andere Welt eintauche, wenn ich meiner Leidenschaft freien Lauf lasse. Manchmal ist es sogar so intensiv, dass ich das Gefühl habe, etwas anderes würde von mir Besitz ergreifen und meinen Körper nur als Spielfläche benutzen. Und genau das macht mir manchmal Angst, denn der Mensch, der ich bin, wenn ich Sex habe und der Mensch, der ich abseits davon bin, sind zwei sehr verschiedene Personen.

Zwei Seelen in meiner Brust

Abseits von Momenten ausgelassener Leidenschaft bemühe ich mich um ein gesundes, ausgeglichenes und achtsames Leben abseits von Extremen. Meinen Weg würde ich als spirituell beschreiben und meinen Lebenssinn sehe ich in der Liebe zu allem und jedem. Mich inspiriert der Buddhismus und meine Werte sind für mich der Kompass in meiner Lebensführung.

Sobald jedoch meine Lust in mir anspringt und mein inneres Kontrollpanel bedient, wird aus dem Engel in mir schnell ein Teufel und ich finde mich in einer ganz anderen Erlebens- und Verhaltenswelt wieder. Plötzlich sind meine Gedanken besessen von Sex und ich kann nur noch schwer an etwas anderes denken. Doch selbst wenn ich Sex habe, fühle ich mich wie ein Fass ohne Boden und will immer mehr.

Genau deshalb litt ich auch so unter dieser Veränderung, die die Scharfmacherhormone in mir bewirken, denn ich brachte mich mit Männern immer wieder in Situationen, die mir nicht guttaten. Wenn meine Libido mich regierte, gelang es mir nämlich nicht mehr, einen Mann auch auf rationaler Ebene zu begutachten und zu schauen, ob er in seinem Wesen gut für mich wäre. Stattdessen zog ich auf die Jagd und suchte nach Befriedigung – wieder und wieder und wieder. Für mich war es deshalb schwer, in einer Beziehung zu bleiben – ich fühlte mich eingeengt und dachte, ich bräuchte mehr sexuelle Freiheit.

Sex und Liebe trennen?

Das Problem war, dass ich neben meiner extrem sexuellen Seite auch eine sehr näheliebende Seite habe, der es genauso um die emotionale wie auch um die körperliche Nähe geht. Ich liebe es, zu kuscheln, zu knutschen, sich gegenseitig zu streicheln und dabei vor allem diese ganz besondere zwischenmenschliche Verbindung zu spüren, wenn ich dem anderen in die Augen schaue. Was ich dabei vor allem genieße, ist das Gefühl, dass ich mich in den Armen einer solchen liebevollen Verbindung ganz fallen lassen kann, weil ich weiß, dass ich dem anderen zu 100 % vertrauen kann. Erst dann kann ich Sex so richtig genießen, fühle mich nicht mehr bodenlos und finde Erfüllung.


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