Mit dem Partner über Sex reden – wie geht’s?

Über Sex reden, verbessert den Sex. Wie können Partner aber darüber sprechen, was sie sich im Bett wünschen? Eine Anleitung

Über Sex reden, fällt euch schwer? Ihr seid nicht allein!

Irgendwann trifft es (fast) alle Paare. Denn je länger ein Paar zusammen ist, umso häufiger erlebt es großartige Momente und umso häufiger wird es diese großartigen Momente wiederholen. Das führt jedoch in den folgenden Jahren dazu, dass die Schnittmenge, also das Repertoire des Paares, immer geringer wird. Denn der Fokus liegt ganz automatisch irgendwann vor allem auf dem, was die Partner mögen und kennen. Dadurch bleiben ganz viele Aspekte liegen, die eben erfordern würden, die eigene Komfortzone ein Stück weit zu verlassen. So wiederholt das Paar immer wieder den kleinsten gemeinsamen Nenner der Leidenschaft – obwohl das super ist, wird das langweilig. Das klassische Beispiel zur Verdeutlichung: Auch wenn Käse-Tomaten-Pizza deine Lieblingspizza ist, wenn du nur noch Käse-Tomaten-Pizza isst, vergeht dir irgendwann die Lust an Pizza.

Was dagegen hilft, da streiten die Experten und die verschiedenen “Schulen” der Paar- und Sexualtherapie. Da gibt es beispielsweise die Pole: Bindung vs. Differenzierung. Dr. Sue Johnson, Begründerin der Emotionsfokussierten Paartherapie, die ich selbst anbiete und die für viele Paare extrem erfolgreich ist, predigt Bindung, Bindung, Bindung … Je näher sich das Paar fühlt, umso mehr will es miteinander verschmelzen. Dagegen betont David Schnarch, kürzlich verstorbener Therapeut und Autor u.a. des Standardwerkes „Initimität und Verlangen“* die Differenzierung, die Autonomie. Unterschiede erst machen Sexualität lebendig.

Jedes Paar tickt anders

Die Wahrheit ist für jedes Paar wohl anders. Was sicher ist: Das ganze Leben lang sind wir in allen Beziehungen und Begegnungen im Spannungsfeld von Wunsch nach Verschmelzung und Eins werden und vom Wunsch nach Freiraum und Selbstbestimmung. Menschen wollen beides, das ist ein Zwiespalt und den muss man aushalten, jedes Mal, in der Paarbeziehung, im Alltag und im Bett. Mal will man sich eins fühlen, mal will man sich selbst spüren, mal ist es gleiten, mal ist es stoßen, mal Tantra, mal Hammer. Nur weil ich JETZT im Moment die Begegnung als Verbindung erlebe, heißt das nicht, dass ich nicht GLEICH die Sau rauslassen will.

Wenn ich diese Diskrepanz für mich selbst annehmen kann, dann kann ich das auch weitergeben und dann muss das weder mich noch die Partnerin oder den Partner verunsichern. Hinzu kommt ja noch: alles kann sich verändern und alles wird sich verändern. Ich erlebe in der Paartherapie oft, dass ein Partner sagt: “Du hast damals gesagt, das und das findest du nicht so gut, deshalb habe ich das nie wieder erwähnt.” Und der andere dann meint: “Das war vor 15 Jahren! Ab und an finde ich das schon sehr geil, meine Sicht hat sich ja auch verändert, deine nicht?”

Habt Freude daran, einander (neu) zu entdecken

Wenn ihr an eurem Partner etwas entdeckt, das euch verwirrt, verwundert, verblüfft, vielleicht auch zunächst abstößt: Fragt euch, ob es nicht sich lohnen könnte, diese zunächst negative neue Seite, weiter zu erforschen? Könnte sich dahinter auch etwas Positives verbergen? WILL ich diese neue Seite näher kennenlernen? Wenn ihr euch darauf einlassen könnt und wollt, dann werdet ihr auf jeden Fall eine Menge neue Erfahrungen gemeinsam erleben und ausleben können.



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