Nun mal Butter bei die Fische, wie wir hier im Norden sagen: Wer von Ihnen hat denn schon einmal einen Höhepunkt vorgetäuscht?
Bei dieser Frage brauchen sich übrigens gar nicht nur die Frauen angesprochen zu fühlen! Denn auch Männer greifen zu dieser Notlüge und das sogar häufiger, als man meinen möchte. Die Universität Kansas hat für eine im “Journal of Sex Research” veröffentlichte Studie 180 Studenten und 101 Studentinnen befragt. Sage und schreibe 86% dieser Männer und 82% dieser Frauen haben schon einmal zu der vor allem durch den Film „Harry und Sally“ bekannt gewordenen Vorspiegelung falscher Tatsachen gegriffen!
Sehr wahrscheinlich fallen in einer anderen Studie die Zahlen höher oder niedriger aus. Aber es geht auch nur um eine Tendenz. Und die ist gewaltig, denn sie zeigt, dass sehr viele Menschen nicht zu dem stehen, was sie brauchen und wollen. Sie trauen sich nicht zu sagen: „So nicht“, „Mach bitte anders“ oder „Stopp, ich will nicht mehr!“ Und das betrifft auch gar nicht nur das Liebesleben. Auch in anderer Hinsicht fällt es uns oft schwer, zu unseren Bedürfnissen zu stehen und sie zu kommunizieren. Warum ist das so und wie können wir das ändern?
Die Dynamik der unausgesprochenen Bedürfnisse
Es erfordert Mut, uns zu offenbaren mit all unseren Wünschen, Fantasien und Vorstellungen. Denn es könnte ja sein, dass diese dem anderen gar nicht so gut gefallen. Und je länger wir zusammen sind, desto größer ist auch die Furcht, den anderen zu verlieren. Also sagen wir lieber nichts, weil wir schlichtweg Angst haben. Angst, uns bedürftig zu zeigen. Angst, den anderen zu verletzen. Angst, den anderen zu überfordern. Wir scheuen den möglichen Konflikt um des lieben Friedens willen und nehmen Rücksicht aus den falschen Motiven. Um Diskussionen aus dem Weg zu gehen, versuchen wir lieber, die Erwartungen unseres Partners zu erfüllen. Manchmal haben wir dabei schon so lange vorgetäuscht, uns gefiele, was doch viel lieber anders sein sollte, dass wir fürchten, den Moment der Wahrheit ohnehin für immer verpasst zu haben. Es nun auszusprechen könne den anderen doch nur verletzen und für Ärger sorgen. Ich denke gerade an eine Freundin, die eine wirklich stattliche Sammlung an Holzfröschen hat, weil sie irgendwann nicht mehr sagen konnte, dass diese Vorliebe nach den ersten zwei oder drei Exemplaren bereits erloschen war.