Sexuelle Vorlieben: Von A wie abrosexuell bis S wie skoliosexuell

Wir leben (zum Glück) in einer Zeit, in der sexuelle Vorlieben als das anerkannt werden, was sie sind: ein individuelles Recht. Mit unserem kleinen ABC der sexuellen Orientierungen lernen Sie 15 Facetten der Liebe und ihre jeweiligen Bedeutungen kennen

Lesen Sie:
Abrosexuell: Ein ständiger Wechsel
Androsexuell: Männer im Mittelpunkt
Asexuell: Keine oder kaum sexuelle Lust
Autosexuell: Am liebsten mit mir selbst
Demisexuell: Sex nur mit Bindung
Gynosexuell: Sexuelle Vorlieben für Frauen
Heteroflexibel: Meistens Hetero
Heterosexuell: Der vorgelebte „Standard
Homosexuell: Hin zum eigenen Geschlecht
Pansexuell: Alle Geschlechter
Monosexuell: Nur ein Geschlecht
Polysexuell: Nicht nur „bi“
Sapiosexuell: Intellekt siegt
Quoisexuell: Austauschbare Anziehung
Skoliosexuell: Non-binary first!

Unsere Lebenswelt ist nicht Schwarz oder Weiß, in ihr existieren alle Farbtöne – und das ist auch gut so. Genauso gibt es viele verschiedene sexuelle Vorlieben, die ihre Daseinsberechtigung und Relevanz haben. Denn sie zählen zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen. Gar nicht so einfach, in diesem Begriffsdschungel ganz ohne Vorwissen durchzublicken. Welche sexuellen Orientierungen gibt es? Mit unserem kleinen ABC fällt der Durchblick leichter.

Die Vielfalt liegt im Detail. Es gibt unzählige verschiedene sexuelle Vorlieben. Über einige Definitionen wird allerdings bis heute diskutiert, da die Abgrenzung nicht immer einfach ist und doch ist alles anders – queer eben.

1. Abrosexuell: Ein ständiger Wechsel

Beginnen wir die Auflistung der Sexorientierungen mit A wie abrosexuell. Diese erlaubt auch gleich einen ganzheitlichen Blick auf alle anderen Formen der sexuellen Vorlieben – denn abrosexuell sind Personen, die ihre sexuelle Orientierung wechseln und sich dementsprechend immer wieder neu zuordnen.

2. Androsexuell: Männer im Mittelpunkt

Die Androsexualität wird auch als Androphilie bezeichnet. Personen sind androsexuell, wenn sie sich nur zu Männern hingezogen fühlen – und sich selbst als nicht-binär betrachten. Dabei geht es darum, seine sexuelle Vorliebe für Männer auszudrücken, jedoch nicht zwangsläufig eine Aussage zum eigenen Geschlecht zu treffen. Bei der Androsexualität geht es also nicht um das eigene Geschlecht, sondern darum, dass der andere männlich ist.

3. Asexuell: Keine oder kaum sexuelle Lust

Was in Beziehungen oft als „keine Lust auf Sex“ abgestempelt wird, kann seine Ursache in der Asexualität haben. Dabei kann diese aber mit einer wirklich großen Vielfalt an sexuellen Vorlieben kombiniert sein, die eine Gemeinsamkeit verbindet: Asexuelle Personen haben keine oder nur wenig ausgeprägte sexuelle Lust. Dennoch können sie auf emotionaler Ebene nach einer Partnerschaft streben. Asexualität kann auch nur phasenweise auftreten und verschiedene Ausprägungen haben – einige mögen es zum Beispiel nur, sich selbst zu befriedigen.

4. Autosexuell: Am liebsten mit mir selbst

Nein, um einen BMW, Audi oder Porsche geht es einer autosexuellen Person natürlich nicht. Vielmehr bezeichnet diese sexuelle Vorliebe einen Menschen, der am liebsten von sich selbst befriedigt wird beziehungsweise sich zu sich selbst hingezogen fühlt (von Griechisch auto: selbst).

5. Demisexuell: Sex nur mit Bindung

Menschen mit konservativeren Einstellungen würden wohl die Demisexualität als Standard ansehen, allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine moralische Entscheidung. Demisexuelle Personen müssen erst eine emotionale und tiefe Bindung zu jemandem aufbauen, bevor sie Sex haben. Damit sind sie nicht asexuell – sie verspüren sehr wohl Verlangen, allerdings erst, wenn die emotionale Bindung gefestigt ist.

6. Gynosexuell: Sexuelle Vorlieben für Frauen

Die Gynosexualität wird oft als – leichter zu verstehende – Femmesexualität bezeichnet und ist quasi das Gegenstück zur Androsexualität. Eine gynosexuelle Person fühlt sich primär zu Frauen und dem weiblichen Körper hingezogen – unabhängig von dem eigenen Geschlecht.

7. Heteroflexibel: Meistens Hetero

Die Heteroflexibilität lässt sich vom Wort her bereits leicht herleiten: Meistens sind diese Personen hetero, können aber durchaus homosexuelle Neigungen entwickeln. Diese sind aber selten, weswegen „heteroflexibel“ etwas anderes als „bisexuell“ ist. Daneben gibt es natürlich auch homoflexible Menschen, die „meistens homosexuell“ sind.

8. Heterosexuell: Der vorgelebte „Standard“

In Sachen sexuelle Vorlieben immer noch am meisten verbreitet ist die Heterosexualität. Mann liebt Frau und Frau liebt Mann – das ist die heterosexuelle Konstellation, die auch dem traditionellen Familienbild entspricht. Allerdings können Heteros natürlich auch demisexuell sein oder andere Vorlieben aufweisen – auch hetero ist voller Facetten!

9. Homosexuell: Hin zum eigenen Geschlecht

Die Homosexualität bezeichnet jene sexuelle Vorliebe, bei der das eigene Geschlecht begehrt wird. Heißt: Ein homosexueller Mann liebt Männer (schwul) oder eine homosexuelle Frau liebt Frauen (lesbisch).

10. Pansexuell: Alle Geschlechter

Im Grunde ähnelt die Pansexualität bei den sexuellen Vorlieben der Bisexualität. Während bisexuell aussagt, sich zu zwei Geschlechtern hingezogen zu fühlen (binär), ersetzt die Pansexualität diese festgelegte Zahl einfach durch „alle“. Das Begehren zu einer anderen Person hängt für Pansexuelle nicht von deren Geschlecht ab – es geht um den Menschen an sich.

11. Monosexuell: Nur ein Geschlecht

Die Monosexualität ist das Gegenteil der Pan- oder Bisexualität. Monosexuelle Personen fühlen sich zu Menschen eines einzigen Geschlechts hingezogen. Dabei sind Heterosexuelle, die sich nur zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen, genauso gemeint wie homosexuelle Personen.

12. Polysexuell: Nicht nur „bi“

Polysexualität ist quasi die nächste Stufe nach der Bisexualität. Denn sie bezieht sowohl Transsexualität als auch Transgender mit ein und sagt aus, sich zu allen möglichen Geschlechtern oder Personen, die sich keinem Geschlecht zuordnen, hingezogen zu fühlen. Der Unterschied zur Pansexualität ist, dass sich polysexuelle Personen nicht zu „allen“ hingezogen fühlen, sondern beispielsweise nur zu Menschen, die „weibliche“ Merkmale aufweisen – dazu zählen auch Trans-Frauen.

13. Sapiosexuell: Intellekt siegt

Wer sich im Hinblick auf sexuelle Vorlieben der Sapiosexualität zuordnet, fühlt sich nicht unbedingt in Sachen Aussehen oder Liebenswürdigkeit zu einer Person hingezogen, sondern in Sachen Intellekt. Besonders erotisch wirken auf diese Personen also Leute, die geistig etwas auf dem Kasten haben. Dabei ist Intellekt allerdings nicht unbedingt gleichzusetzen mit Intelligenz, wodurch die Sapiosexualität verschiedene Denkmuster in den Mittelpunkt rücken kann.

14. Quoisexuell: Austauschbare Anziehung

Personen, die sich als quoisexuell bezeichnen, haben Probleme, verschiedene Arten der Anziehung zu unterscheiden. Sexuelle oder etwa platonische Gefühle sind für diese Personen dasselbe beziehungsweise austauschbar.

15. Skoliosexuell: Non-binary first!

Jemand der skoliosexuell ist, fühlt sich zu Menschen hingezogen, die sich auf dem non-binary Spektrum einordnen. Das heißt: Die Person steht nicht auf Frauen oder Männer, sondern Menschen, die sich nicht mit ihrem „biologischen“ Geschlecht identifizieren.

Fazit: Große Vielfalt und fließende Übergänge

In Sachen sexuelle Vorlieben stellen diese 15 Arten nur einen kleinen Ausschnitt dar, der aktuell besonders im Gespräch zu sein scheint. Immer wieder wird dabei klar: Die Übergänge sind fließend, manche Orientierungen lassen sich nur schwer voneinander abgrenzen, eine eindeutige Antwort auf die Frage, welche sexuellen Orientierungen es gibt, existiert dementsprechend nicht. Aber muss es das überhaupt? Sexuelle Vorlieben sind eine individuelle Angelegenheit und äußern sich bei jedem ein klein bisschen anders.


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