Sex und Liebe sind nicht das Gleiche

Viele denken, Sex sei ein reiner Triebgedanke und es gehe nur um Befriedigung. Ich bin der festen Ansicht, dass das Gefühl beim Orgasmus überbewertet wird und das ganze Drumherum nicht die Anerkennung bekommt, die sie eigentlich verdient.

Liebe ist nicht nur Orgasmus. Wenn alle Hormone ausgeschüttet werden, die uns das Gefühl geben, geliebt zu werden, sondern Liebe ist viel, viel mehr. Liebe ist, sich auf jemanden einzulassen, wie er ist und vor allem, wie man selbst ist. Erst nachdem man sich eingelassen hat, kann man sozusagen loslassen, sich fallen lassen. Es fühlt sich richtig an, wir haben Lust aufeinander und nicht bloß auf den Akt. Sex ist nämlich kein Beweis für Liebe. Wenn man sich aber liebt und dann Sex hat, dann ist das „Liebe machen“. Man tut sich etwas Gutes, man ist ungestört, man ist intim, man verbringt Zeit zusammen, Zeit, die man sich oft eher nicht nimmt.

Mein Vater sagte, wie ich schon schrieb, für zehn Sekunden Glück, betreibe man eine ganze Menge Aufwand: „Poppen geht schnell vorbei.“ Er sagte, der Höhepunkt würde überbewertet, denn das ganze Vorher und Nachher, das sei es, was Liebe ist. Denn Liebe macht den Höhepunkt. Ohne Liebe ist es bloß Poppen. Und ohne Liebe macht Poppen oft keinen Spaß. Mir hat mein erstes Mal keine Freude bereitet. Und auch die Male danach konnte ich im Grunde nur den Orgasmus genießen und das ganze Drumherum war nur ein Mittel zum Zweck. Als mir das bewusst wurde, also so richtig und das ist noch nicht allzu lange her, überkam mich einerseits große Traurigkeit, aber es stellte sich auch eine enorme Erleichterung bei mir ein.

Heute, 14 Jahre nach meinem ersten Mal, gefolgt von vielen weiteren Malen, in denen ich mich nie richtig geliebt fühlte, fühle mich auf einmal so frei. Und vor allem kreisen meine Gedanken seither nicht mehr darum, wie ich eine Frau ins Bett kriege, nur um mich geliebt zu fühlen.


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