2. Grund für Sex mit dem Ex: Du hast einfach Lust auf guten Sex
Was fehlt uns am meisten nach einer Trennung, auch wenn die Verliebtheit am Ende gegen Null ging? Körperliche Berührungen und aufregender Sex. Klar, das könntest du jetzt mit einer neuen Affäre ausprobieren. Aber die Akquise von Sexualpartnern ist, selbst wenn man diese per Dating-App inzwischen theoretisch leichter als eine Pizza bestellen kann, doch ziemlich anstrengend. Erst mal Daten, Flirten, Anbahnen.
Selbst wenn das alles läuft, ist Sex mit Fremden letztlich oft eher mittelprächtig. Weil ihr den Körper des anderen nicht richtig kennt, weil er noch gar nicht so genau wissen kann, was du magst und umgekehrt. Und weil gute Lover kein inflationär verfügbares Gut sind. Wie viel einfacher ist es da, auf einen bewährten Probanden zurückzugreifen. Einen, mit dem du körperlich ein eingespieltes Team bildest. Einen, mit dem sich Sex wie ein Heimspiel anfühlt und keine unangenehmen Überraschungen wie seltsame Kusstechniken oder Ego-Shooting beim Orgasmus zu erwarten sind.
Wenn die Fronten geklärt sind und keiner von euch beiden hinterher Gefahr läuft, von dem Sex-Revival in ein verwirrendes Gefühlslabyrinth geschickt zu werden, ist das rein hedonistische Motiv gar nicht so verkehrt: Sexuelle Spannung erleben, sich fallen lassen und am nächsten Morgen guter Dinge sein. Das erklärt womöglich, warum eine in den “Archives of Sexual Behavior“ veröffentlichte Studie zu dem Ergebnis kam, dass die Befragten sich nach Sex mit dem Ex im Alltag sogar besser fühlten.
Doch damit die Zeitreise in die Vergangenheit tatsächlich so unkompliziert läuft, solltest du zu dir selbst gnadenlos ehrlich sein. Unverbindlich schön wird es nämlich nur, wenn du es sogar nachher noch genießen kann. Die Forschung zeigt hier: Mit dem Ex-Partner ins Bett zu gehen, um einfach guten Sex zu haben, ist bei Männern als Motivation deutlich mehr verbreitet. Vielleicht ein Grund für die Frauen, hier mal aufzuholen. Gemeinsam Spaß zu haben, ohne hinterher wieder die Kompromisse der Beziehung von einst auf sich nehmen zu müssen, kann mitunter schließlich sehr befreiend sein.
3. Grund für Sex mit dem Ex: Du bist hin- und hergerissen
Liebe hat selten nur eine Facette. Gerade nach einer Trennung bist du oft in einer höchst ambivalenten Gefühlslage. Ein Teil von dir will auf keinen Fall wieder in den Alltagstrott eurer Beziehung zurück – der andere vermisst die Vertrautheit mit ihm. Ein Teil von dir hasst ihn für all die beschissenen Konflikte, die ihr zuletzt hattet – der andere vermisst den Versöhnungssex, der danach zuverlässig folgte. Oder während bei eurer Trennung die Fetzen fliegen, brodelt es zeitgleich sogar erotisch mehr zwischen euch als im letzten halben Jahr, wo Serien-Bingen bereits der Höhepunkt eurer gemeinsamen Leidenschaft war.
Wenn in dir gerade extreme Gefühlsgegensätze miteinander ringen, hat Sex eine Art Ventil-Funktion. Meist ist Schlussmachsex gerade dann besonders gut. Weil du dir eben durchaus dessen bewusst bist, dass das mit euch nicht mehr funktioniert, die Ambivalenz aber gleichzeitig wie eine Extrawürze für die Chemie zwischen euch ist.
Ist es nun eine gute Idee, bei zwiespältigen Gefühlen noch mal miteinander im Bett zu landen? Das kommt sehr darauf an. Ebenso ambivalent wie das emotionale Chaos, das den Sex auslöst, ist der Morgen-Danach-Effekt. Kann sein, du hast wirklich erfolgreich Stress abgebaut und das kurzfristige Revival ist wie eine gemeinsame Abschiedsparty, nach der ihr in getrennte Richtungen geht, euch aber immerhin in guter Erinnerung behaltet. Kann sein, ausgerechnet deine befriedigte Libido schenkt dir Ruhe, das Kapitel in Frieden zu schließen.
Genauso kann es dir passieren, dass das Chaos noch größer wird. Vor allem, wenn du mit ihm geschlafen hast, weil du eigentlich stinkwütend auf ihn bist, dich an ihm rächen oder so vielleicht sogar einen neuen unglücklichen Flirt vergessen wolltest, geht das oft nach hinten los. Die Folge: Du fühlst hinterher mehr Katerstimmung als Befreiungsschlag. Letztlich bleibt Sex mit dem Ex, gerade wenn du emotional zerrissen bist, nämlich ein Phänomen, bei dem im Zweifelsfall gilt: Wenn du nicht ausschließen kannst, dass es kompliziert wird, lass es lieber sein. Zumindest für die Zukunft.