Sex im Alter: Warum stellen wir uns so an?

Kenn ich nicht, will ich nicht.

Das ist mit allem Fremden erst einmal so. Es ist eine (auch gesunde) Scheu, die Distanz erzeugt. Man muss sich da erst einmal heranarbeiten. Die erste Reaktion auf Berichte über gelebte Sexualität unter Senioren enthält aus dieser Sichtweise somit nichts Abwertendes, sondern zeigt unsere natürliche Scheu vor etwas Neuem: „Huihuihui, was wird da denn auf mich zukommen, da kenne ich mich ja gar nicht aus.“

Wenn Bewertung in die Sache kommt

Aber es gibt noch einen anderen Aspekt: die unglaubliche Jugendfixierung in unserer Gesellschaft. Jung, frisch, knackig und schön sind Attribute, die wir mit 20-Jährigen in Verbindung bringen, aber nicht mit Personen im Rentenalter. Schönheit und Ästhetik wird gleichsam Synonym für Jugendlichkeit. Und begehrenswert und sexy ist, was schön ist. Sich dem zu entziehen, ist nicht ganz leicht, wenn alles um einen herum, sei es in der Werbung für Waschmittel oder Leberwurst, einem vormacht, dass nur wer jung ist, mitspielen und genießen kann. Wirklich helfen kann dann nur der nüchterne Blick auf die eigene unvermeidliche Altersentwicklung. Damit tun wir uns natürlich erst recht schwer, aus den oben erwähnten Gründen. Es hilft nur nichts. Wir werden alt. Aber es gibt etwas Tröstliches: Die anderen auch. Damit wären wir dann also in 30, 40, 50 Jahren wieder in der Nummer von oben: Sex mit einem 70-jährigen Partner ist nun (und nur der) vorstellbar und wird hoffentlich zur Alltagsrealität. Da altert man sozusagen hinein.

Und was machen wir bis dahin? Hören uns an, was alte Leute zu sagen haben über Sex und all die schönen Dinge, die man eben auch im hohen Alter noch miteinander machen kann. Und das sind erfreulicherweise alles andere als düstere Aussichten.

Wenn alte Leute berichten

Um ein Bild zu bekommen, wie es um die Zufriedenheit mit der Sexualität im höheren Alter bestellt ist, müssen wir natürlich die richtigen Leute befragen. Verzerrt wird es vor allem dadurch, dass wir uns von den Ängsten der Jüngeren leiten lassen, die aber nichts mit der Realität, sondern mit deren aus Unkenntnis herrührenden Befürchtungen zu tun haben. Dummerweise setzten sich aufgebauschte Schreckensszenarien hartnäckiger in den Köpfen fest als gelassene, unaufgeregte Erzählungen älterer Menschen über eine tiefe Zufriedenheit mit ihrem Intimleben. Wenn man sie denn überhaupt zu Wort kommen lässt. Dann sagen sie nämlich vor allem das:

  1. Sexualität ist für uns ein Thema. Natürlich.
  2. Wenn wir Sex haben, dann ist er viel befriedigender und besser als der in jungen Jahren.

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