Wenn nicht Sex, was war es dann?
Die Frage, warum es zu einem Seitensprung kam, lässt sich nur nach einem ernsthaften, achtsamen Gespräch mit dem Paar genau beantworten. Aus der Erfahrung mit Paaren, die ein Seitensprung verarbeitet haben, möchte ich Folgendes behaupten: Wenn sich das Paar nicht trennt, ist ein Seitensprung in den meisten Fällen, ein Hilfeschrei eventuell auch ein letztes Ultimatum einer der beiden Partner. In etwa so: „So geht es nicht mehr weiter, wir können so nicht weitermachen!“ oder „Ich bin unglücklich in unserer Beziehung und halte es nicht mehr aus!“ „Wir müssen etwas ändern!“ Zumeist wurde diese Unzufriedenheit schon mehrmals vor dem Seitensprung angesprochen. Leider ohne Erfolg. Sie wurde nicht wahrgenommen oder gehört.
Der letzte Warnschuss
Jetzt, durch den Seitensprung, ist die Beziehung so aus den Fugen geraten, so dass tatsächlich die Gefahr der Trennung besteht. So paradox es auch klingen mag, ist jetzt der Seitensprung die letzte Möglichkeit die Beziehung zu verändern und dadurch zu retten. Plötzlich und trotz der Verletzungen ist die vorher oft völlig fehlende Aufmerksamkeit nun in Übermaß vorhanden. Der oder die Betrogene möchte wissen, was der Grund für den Seitensprung ist und sucht das Gespräch. Wenn sich der erste Frust und die Wut gelegt haben, erwähnen die betroffenen Paare sehr oft, dass sie seit Jahren nicht mehr so intensiv miteinander gesprochen haben wie jetzt nach dem Seitensprung. Der eigene Partner ist nicht mehr Alltag und wird auf einmal mit anderen Augen gesehen. Man hört wieder zu, erzählt sich wie es einem emotional geht und lässt den andern daran teilhaben.