Im Bett ist die Luft raus? Vergessen Sie alles, was Sie gelernt haben, und versuchen Sie es mit einer ganz anderen Strategie
Wie wichtig ist körperliche Intimität für eine funktionierende Beziehung? Fragt man Paarpsychologen und Beziehungswissenschaftler, lautet die Antwort in etwa so: Das „Wie oft Sex haben?“ ist weniger wichtig als das „Wie gut ist (und wie lange dauert) der Sex?“ – ein für beide Seiten befriedigendes Liebesleben wirkt sich aber in jedem Fall nicht nur positiv auf die Beziehung, sondern auch auf das körperliche und geistige Wohlbefinden der Beteiligten aus. Wenn Sex also wie erwiesen glücklicher, zufriedener und gesünder macht, warum herrscht in den hübsch bezogenen Betten vieler Paare nicht dauerhaft eitel Sonnenschein? Ganz einfach. Während in den ersten frisch verliebten Wochen und Monaten tonnenweise Hormone für wunderbar wilde Nächte sorgen, reißen sich nur die wenigsten auch nach fünf Jahren Partnerschaft noch ganz selbstverständlich die Kleider vom Leib wie Raubtiere nach der Hungerkur. Manchmal gehen die Vorstellungen vom richtigen Beziehungssex dann sogar so weit auseinander, dass letztlich Flaute herrscht.
Falsche Vorbilder
Das Problem: Wo es früher Videotheken mit gut bewachten Ü18-Ecken gab und Ratgeber fürs Bett in vernünftigen Haushalten sorgsam hinter dem Brockhaus versteckt wurden, ist Pornografie in unserer modernen Internetgesellschaft überall und jederzeit verfügbar. Vor allem Männer, die heute um die dreißig sind, hatten ihr erstes Mal höchstwahrscheinlich mit einer silikonbusigen Blondine auf dem Röhrenmonitor, die mit aufgepumpten Lippen brav tat, was ein Mann vom Typ Meister Propper eben so einforderte. Und selbst wenn auch sie im grellen Neonlicht einer Arztpraxis, im Kuhstall oder der Autowerkstatt voll auf ihre Kosten kam, fehlte den Hauptdarstellern doch immer eins: echte Nähe, Leidenschaft. Lust auf den Menschen unter der Körperhülle, die da auf Knopfdruck funktioniert.
Intimität lässt sich nicht anknipsen
Natürlich ist eine geschlechtsspezifische Verallgemeinerung jederzeit mit Vorsicht zu genießen und selbstredend holen sich auch Frauen online Appetit. Anders als Männer differenzieren sie jedoch meist zwischen dem emotionslosen Rein-raus auf dem Display, dass der reinen Triebbefriedigung gilt, und echtem Sex im Leben zweier Erwachsener, die nicht nur die Schlafzimmerluft, sondern ein ganzes Leben miteinander teilen.
Wenn also das Liebesleben nach der intensiven Anfangszeit einzuschlafen beginnt, liegt das meist nicht am plötzlichen Libido-Verlust der Frau – oder eben des Mannes, in Einzelfällen. Vielmehr mangelt es hier an etwas, das die üblichen Schmuddelfilmchen vermissen lassen: dem richtigen Vorspiel. Und nein, damit ist nicht der Austausch anheizender Zärtlichkeiten unmittelbar vor dem Akt gemeint, sondern die richtige Dosis Intimität im ganz normalen Alltag. Eine emotionale Verbundenheit, die das Liebesleben stärker beflügeln kann als jedes neue Sexspielzeug.
Und was muss ich nun dafür tun, fragen Sie sich? Suchen Sie bei Ihrem Partner in letzter Zeit vergeblich nach dem Lustknopf suchen?