Tatsächlich erlebte ich das nicht zum ersten Mal – bei mir und anderen. Menschen, die wie ferngesteuert Sex haben und dabei in ihrer eigenen Welt und ihren Fantasien sind, statt ihre Aufmerksamkeit bei dem Menschen zu haben, mit dem sie gerade schlafen. Das führt mich zum Begriff der Sexsomnie …
Sexsomnie bezeichnet entweder das Phänomen, dass Menschen beim Sex einschlafen oder auch, dass sie schlafend versuchen, Beischlaf zu vollziehen oder sich selbst zu befriedigen. Diese Personen sind sexuell aktiv, ohne dass sie dabei anwesend und bei vollem Bewusstsein sind. Oft wissen sie danach auch nicht mehr, was sie getan haben oder tun wollten. Doch auch ohne, dass diese Krankheit vorliegt, sind viele Menschen heute davon gar nicht mehr so weit entfernt.
Was macht guten Sex aus?
Die Pornoindustrie hat uns ein Bild davon eingebrannt, wie Sex zu sein hat, und anstatt zu spüren, was sich gut anfühlt und sich auf den Moment einzulassen, tun sie das, von dem sie denken, dass es von ihnen erwartet wird. Selbst wenn man sie fragt, was sie gerade wollen und brauchen, haben sie dazu keinen Zugang. Sie wissen es einfach nicht und dieses Unwissen lässt sie dann oft auch noch mauern, wenn man versucht, den Menschen genauer zu ergründen. In meiner ärztlichen Praxis erlebe ich es immer wieder, dass Menschen zu ihren eigenen Bedürfnissen überhaupt keinen Zugang haben und deshalb einfach das machen, was sie immer machen oder was allgemeiner Mainstream ist. Das, was sie dabei in den Medien und in Pornos sehen, stellt dabei gern die Schablone dar, die sie auf ihr eigenes Sexualleben legen. Oftmals ist Nachmachen nämlich einfacher, als selbst kreativ zu sein und sich auf das Abenteuer einzulassen, etwas ganz Neues zu erschaffen.