Wortlos glücklich: Kleine Apologie des Schweigens in einer Beziehung

Schweigen meint nicht anschweigen

Mein Eindruck ist, dass viele Menschen in Beziehungen Angst vor der Stille und damit einhergehend auch vor dem Schweigen in Beziehungen haben. Sie füllen dann die akustische Leere mit Worten oder lenken von ihr durch Aktionismus ab. Sie reden und reden, machen und machen, bis der schweigende Part fast durchdreht und endlich die erhoffte Reaktion zeigt, sprich: das Schweigen bricht. Dabei gibt es Menschen, die das gelegentliche Schweigen einfach brauchen (und genießen).

Schweigen können heißt, vertrauen zu können. Es unterscheidet sich hierin grundsätzlich vom meist mehr oder weniger „strategisch“ eingesetzten Anschweigen des Partners in Beziehungskrisen, das auch häufig mit Rückzugsverhalten einhergeht und insofern bestehende Konflikte nur noch weiter verstärkt.

Schweigen – eine besondere Form der Kommunikation

Schweigen ist dabei nicht zu verwechseln mit einem Verstummen oder Sich-Anschweigen. Schweigen per se bedeutet keinen Rückzug, keine Gefährdung oder Anzweiflung der Beziehung. Ich wage zu behaupten: Schweigen ist ebenso wie die Kommunikation ein menschliches Grundbedürfnis. Vielleicht ist gemeinsames Schweigen sogar eine besondere Form der Kommunikation. Und nicht zufällig heißt es ja, dass glückliche Paare dazu fähig seien, miteinander zu schweigen.

Es gehört viel dazu, mit jemandem schweigen zu können (und zu wollen). Es setzt voraus, dass man sich versteht, im doppelten Sinne, und dass man dafür nicht immer Worte braucht. Es bedeutet, dass man nicht (ständig) miteinander reden muss, um oben beschriebenes Sicherheitsgefühl zu erlangen. Dieses ist in diesem Moment einfach da, weil man einander vertraut und sich der Liebe sicher ist. Man kann die Worte loslassen und einfach zusammen sein, in einer Stille, die nicht leer ist und von der man weiß, dass sie nicht ewig währen wird.


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