Die Gewöhnung macht es leichter
Zum Ende des Experimentes stellte sich schon so etwas wie Gewöhnung ein. Die Momente, in denen ich instinktiv seinen Namen im Nachrichtenverlauf anklickte und beginnen wollte ein „Ich liebe dich“ zu tippen, wurden seltener. Nicht, dass ich nicht oft daran gedacht hätte, aber das zwanghafte Gefühl kommunizieren zu wollen, ließ nach. Apropos „Ich liebe dich“, vielleicht ist es nur ein subjektiver Eindruck, aber ich glaube, wir haben öfter „Ich liebe dich“ gesagt als sonst. Wenn man sich nicht ständig per Herzchen und Kuss-Emojis schreiben kann, wie gern man sich hat, macht man das eben in der Realität.
Unser Fazit
Als das Ende unseres Experimentes nach einer Woche näher rückte fragte ich mich, ob sich nun etwas verändern würde. Werden wir das hin und her texten automatisch einschränken, oder schleifen sich schnell wieder alte Gewohnheiten ein? Samstag, 24 Uhr, war unsere Schreibsperre zu Ende. 00:06 Uhr schaute ich auf mein Telefon und konnte es kaum erwarten, endlich wieder meine Erlebnisse teilen zu können, ohne dass mein Freund neben mir sitzen musste. Ich tippe Knutsch-Emojis, Herzen und ein „ich liebe dich“ in mein Smartphone. Es war ein schönes Gefühl, als ich endlich die zwei blauen „Gelesen“ Häkchen aufblinken sah. Gespannt wartete ich auf eine Reaktion, die prompt erfolgte. „Ich liebe dich auch“ und viele Herzchenaugen-Smilies überfluteten mein Display. Es war ein schönes Gefühl! Irgendwie etwas Besonderes. Ich war froh, dass das Experiment nun endlich vorbei war. Ich glaube, dass es uns viel gebracht hat. Allein die neu hinzugewonnene Angewohnheit, zweimal darüber nachzudenken, ob ich gerade wirklich eine Nachricht schreiben müsste, oder nicht vielleicht doch anrufen sollte, ist schön. Schon der Versuch, weniger zu schrieben und dafür mehr zu reden, ist sinnvoll. Ich denke, das Experiment hat uns ein kleines Stückchen näher zusammengebracht und uns bewusst gemacht, wie beiläufig wir manchmal miteinander kommunizieren. Nun genieße ich jede kleine Nachricht, jedes süße Katzenbild, welches mich auf meinem Smartphone erreicht. Denn es ist schon ein ziemlicher Luxus, dass wir den Partner heutzutage zumindest virtuell immer in unserer Hosentasche tragen.