Wieviel “Mama” ist gut für die Liebe?

Für unsere Partnerwahl benötigen wir nicht mehr die Erlaubnis der Eltern. Aber es verunsichert uns tief, wenn Mama den neuen Freund nicht super, sondern richtig doof findet. Warum eigentlich?

Der erste Besuch bei den Schwiegereltern in spe macht alle Beteiligten nervös. Die Eltern, denn sie wollen wissen, ob der Neue ihrem Kind wirklich gut tun wird – und ob sie ihn die ganzen, langen Weihnachtsfeiertage ertragen könnten. Der Neue, denn er wird inspiziert, gemustert, bewertet und abgewogen – und er ahnt, dass das Beziehungsleben deutlich einfacher sein wird, wenn er den Eltern erfolgreich vortanzt. Schließlich das Kind, das viele Jahre geprägt wurde durch das Wissen: Mama hat immer Recht. Das lässt sich nicht abschütteln. Was, wenn die Meisterdetektivin tatsächlich etwas entdeckt, das durch die rosarote Brille unsichtbar schien?

Im Umgang mit den Eltern bleiben wir immer Kinder

Daran lässt sich nichts drehen: Unser Verhältnis zu den Eltern prägt uns fürs ganze Leben. Wir übernehmen immerhin von ihnen Werte, Überzeugungen und Glaubenssätze in unsere eigene Beziehungspersönlichkeit. Damit – vor allem, wenn wir die Partnerschaft unserer Eltern als gut erlebt haben – sprechen wir ihnen automatisch Beziehungskompetenz zu. Hinzu kommt eine starke, unterbewusste Ebene. Weil wir auf die Verhaltensweisen der Eltern als Kinder mit einer Rolle reagiert haben (Kinder-Ich vs. Eltern-Ich) behalten wir diese Rollen im Umgang mit ihnen bei. Wir bleiben immer die Kinder, sie die Eltern. Das heißt, irgendwo besteht immer die Sorge, sie könnten uns zurück aufs Zimmer schicken, um erstmal aufzuräumen.

Das ist aber noch nicht alles. Weil unsere Eltern uns ihre Beziehung zunächst als richtig vorgelebt haben − schließlich hatten wir als Kleinkinder nicht den Einblick in Paar-Dynamik, den wir heute haben − finden wir viele Verhaltensweisen des gegengeschlechtlichen Elternteils grundsätzlich attraktiv. Wir verinnerlichen dadurch Beziehungsabläufe und wer diese zeigt, der gibt uns Geborgenheit und scheint uns ein passender Partner. Da spielt jede Menge Projektion mit, aber der Volksmund sagt nicht umsonst: Wir heiraten alle unsere Eltern.

Freie Partnerwahl ist eine Errungenschaft

Gleichzeitig irritiert uns diese Verbindung. Immerhin ist die freie Partnerwahl eine Errungenschaft, um die lange gekämpft wurde. Klar, tiefenpsychologisch ist gut erklärbar, weshalb die von Eltern gestifteten Ehen in vielen Teilen der Welt heute Standard sind. Aber ganz zurecht bezweifeln wir, ob unsere Eltern tatsächlich so unfehlbar sind, wie wir das als Kinder geglaubt haben. Da streiten sich dann die Prägungen aus früher Kindheit mit den Erfahrungen als Erwachsener. Rebellion und Revolution, Elternaustreibung!

Tatsächlich ist Zweifel gut, denn auch die wohlwollendste Mutter trifft ihre Entscheidung immer auch vor dem Hintergrund, ob sie sich diesen Partner für die Tochter vorstellen kann – und diese Entscheidung ist beeinflusst von den Erfahrungen mit dem eigenen Partner und somit mit dem Gedanken: Wäre er auch gut für mich? Denkt sie sich: Mit dem würde ich es keine Minute aushalten, wird sie der Tochter abraten. Und in vielen Fällen wird die Mutter Recht behalten. Denn auch das muss man klar sagen: Gerade in der ersten Verliebtheitsphase sind unsere Entscheidungen durch die rosarote Brille häufig nicht sonderlich gut. Hormone wie Oxytocin verleiten uns in dieser Phase nachweislich zu sehr schlechten Entscheidungen.


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