Geheimnisse haben manchmal also auch etwas mit Rücksicht nehmen zu tun. Man verschweigt kleine Dinge, um den anderen nicht zu verletzen und Stress zu vermeiden. Abgesehen davon sollten wir immer im Hinterkopf behalten, dass man seinen Liebsten nicht besitzt und kein Recht darauf hat, jede Kleinigkeit über ihn zu erfahren. Ein weiteres Argument, das für kleine Heimlichkeiten spricht, ist die Tatsache, dass diese Beziehungen interessanter machen können. Völlige Offenheit würde eine Partnerschaft nicht nur schnell überfordern, sondern auch zu Monotonie und Langeweile führen.
Die eigentliche Frage ist also, wann aus einem kleinen Geheimnis eine große Lüge wird. Verstößt man gegen die eigenen Grundsätze der Beziehung, indem man beispielsweise trotz eines Treueschwurs fremdgeht, ist Geheimhaltung keine akzeptable Option mehr. Ebenso sollten Dinge, die weitreichende Veränderungen mit sich bringen (z. B. Arbeitslosigkeit oder Schulden) niemals verschwiegen werden. Wenn man seinem Partner größere Probleme nicht offenbaren möchte, stellt sich ohnehin die Frage, ob man ihm noch vertraut oder die Beziehung lieber beenden sollte.
Letztendlich liegt nur ein schmaler Grat zwischen Geheimnis und Lüge. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie viele Einblicke er seinem Schatz in die eigenen Gedanken, Gefühle und Erlebnisse gewährt. Da Ehrlichkeit und Vertrauen jedoch die Stützpfeiler einer Beziehung sind, sollten sich Heimlichkeiten meiner Meinung nach nur auf Dinge beziehen, die für den Partner bzw. die Partnerschaft nicht weiter von Belang sind. Alles andere möchte ich meinem Freund schon von mir aus erzählen, um ihn an meinem Leben teilhaben zu lassen. Ab und zu kann man ihm ja dann auch mal ein kleines Geheimnis offenbaren.