Alle Paare entwickeln mit den Jahren eine Pärchenidentität, ein individuelles Wir-Gefühl. Das ist gut für die Liebe. Für die Umgebung ist es allerdings manchmal etwas anstrengend. Jule Blogt macht sich Gedanken über die Grenzen
„Wir brauchen noch einen Namen für euch beide“, verkündete ein Kumpel, mit dem mein Freund und ich in letzter Zeit viel unterwegs waren. „Wie, einen Namen für uns? Wir haben doch einen Namen, also zwei sogar. Wir sind Jule und Thomas!“ Ich schaute verdutzt. „Du verstehst nicht, was ich meine. Einen Pärchennamen, also einen für den Zustand, wenn ihr zusammen seid“, antwortete er breit grinsend. „Zustand? Bei dir hackt es wohl!“, entgegnete ich aufgebracht.
Pärchennamen gehören wohl heutzutage zum Alltag
„Brangelina“, „BradJen“(als der Brad noch mit Frau Anniston zusammen war) sind nur die bekanntesten Beispiele, wie aus zwei Personen eine gemacht wird. In meinem Freundeskreis ist das guter Ton. „Hast du schon bei MoeJay angefragt, ob sie mit zur Party kommen?“, gehört zum Standard. Aber vergessen wir dabei nicht etwas? Vergessen wir nicht die Individualität dieser beiden Personen? Als Pärchen wird man von Außenstehenden gerne mal als Einheit wahrgenommen, die nur zusammen richtig vollständig ist. Doch das wird zwei eigenständigen Personen einfach nicht gerecht. Was wäre denn, wenn einer von beiden Lust auf eine Party hätte, der andere jedoch nicht? Da immer beide gemeinsam angefragt werden, sagen beide in den meisten Fällen auch gemeinsam ab. Ganz unschuldig sind die Paare daran jedoch nicht. Wer nur noch gemeinsam das Haus verlässt und auf die Frage „Hast DU am Wochenende etwas vor?“ mit „WIR haben schon eine Verabredung!“ antwortet, ist selbst schuld. Das ständige WIR in Konversationen erweckt schnell den Eindruck, als wären zwei Menschen aneinander gekettet, verschweißt und untrennbar.