Wie meine Verlustangst entstand

Der Verlust eines geliebten Menschen ist schlimm. Die Angst vor dem eigentlichen Verlust ist jedoch für Betroffene meist noch schlimmer. Wie entstehen diese zermürbenden Ängste? Unsere Autorin erzählt ihre ganz persönliche Geschichte

Jeder Mensch hat irgendwann einmal Angst davor, etwas oder jemanden zu verlieren. Besonders häufig aber haben wir Angst davor, unseren geliebten Partner, unsere bessere Hälfte, zu verlieren. Bis zu einem gewissen Grad ist das normal. Schließlich lieben wir denjenigen oder diejenige von ganzem Herzen. Doch bei manchen Menschen ist diese Angst stärker. So stark, dass sie Betroffene lähmt und deren Leben stark beeinflusst. Sie leiden unter Selbstzweifeln, fordern Liebesbeweise und wollen ihren Lieblingsmenschen am liebsten für immer bei sich haben. Leider lebe auch ich mit einer solchen Angst.

Verlustängste können durch eine schmerzhafte Trennung ausgelöst werden. Was viele jedoch nicht wissen: Die Ursachen für Verlustängste liegen häufig in der Kindheit.

Verlust des Vaters

So ist es auch bei mir. Ich war mit elf Wochen vorm Termin ein extremes Frühchen und wog lediglich 900 Gramm. Dass ich überlebte, war keine Selbstverständlichkeit. Meine Eltern lebten in ständiger Sorge um mich. Auch, weil ich auf Grund einer Erkrankung, die mich heute noch teilweise beeinträchtigt, die ersten vier Jahre meines Lebens ständig im Krankenhaus war. Ich musste schon in sehr jungen Jahren mehrfach an Kopf und Bauch operiert werden. Natürlich wurde ich durch die Ärzte und meine Familie intensiv umsorgt. Ich kannte als Baby und Kleinkind nichts anderes, als behütet zu werden.

In dieser Zeit verlor ich meinen Vater. Nein, er starb nicht. Aber er war mit der Situation – mich als kleines Baby an Schläuchen hängend zu sehen – so überfordert, dass er regelrecht floh. Mit meiner Mutter verstand er sich ohnehin schon lange nicht mehr gut. Und so kam es, dass er mit seiner neuen Freundin auf die Kirmes ging, während ich um mein Leben kämpfte. Meine Eltern trennten sich schließlich; damals war ich etwa fünf Jahre alt. Zunächst wollte mein Vater nichts mehr von mir wissen und der neue Freund meiner Mutter wurde eine Art Vaterersatz für mich. Als ich in die Schule kam, zeigte mein Vater schließlich mehr Interesse an mir und holte mich einmal in der Woche nachmittags ab. Wir kochten oft zusammen und spielten Scrabble.


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