Heutzutage akzeptieren wir von allem nur das Beste. Dies gilt natürlich auch für unser Liebesleben. Aber rennen wir mit diesem Streben nach Perfektion nicht sehenden Auges in unser Unglück, fragt sich unsere Gastautorin Helena Muhm
Wir leben in einer Gesellschaft, in der uns das Beste gerade gut genug ist. Am Liebsten möchten wir in allen Lebensbereichen überdurchschnittlich gut abschneiden. An sich ist ja gegen ein wenig Ehrgeiz nichts einzuwenden. Doch nimmt der Ehrgeiz Überhand, kann das dem eigenen und insbesondere dem gemeinsamen Glück schnell im Weg stehen. Ehrgeiz kann eben leider auch bedeuten, sich einen Partner zu wünschen, der perfekt zu uns und all unseren großen und kleinen Erwartungen passt. Um zu verdeutlichen, was ich damit meine, möchte ich ein bisschen aus meinem eigenen Beziehungsnähkästchen plaudern.
Demnächst bin ich drei Jahre mit meinem Freund zusammen und wir hatten (und haben) es durchaus nicht immer leicht miteinander. Wir sind in vielen Dingen einfach grundverschieden. Das fängt schon bei den Schlafgewohnheiten an. Während ich um Mitternacht meistens schon im Bett liege, bleibt mein Freund auch gerne mal bis zwei oder im Extremfall vier Uhr morgens wach. Außerdem ist bzw. war er zu Beginn unserer Beziehung eher ein Handymuffel – ich könnte Stunden mit meinem Smartphone verbringen. Er wiederum verbringt einen großen Teil seiner Zeit vor dem Computer, um sich nach fünf Stunden plötzlich darüber zu wundern, wo denn die Zeit geblieben ist. Aufgrund seines zeitintensiven Hobbys und introvertierten Charakters braucht mein Freund viel Freiraum. Ich bin hingegen ein Mensch, der ungern allein ist und oftmals, sofern möglich, die Nähe zum Partner oder zu Freunden sucht.