Hängt Beziehungsglück von den Kilos ab?

Wenn Essen in stressigen Zeiten Trost spendet: Gewichts-Coach Alesja Schlaaff weiß aus eigener Erfahrung, wie schmal der Grat zwischen „gut zu sich sein“ und „viel zu gut zu sich sein“ ist. Ein Fall aus ihrer Praxis

Anna ist frustriert. Sie hat am Wochenende wieder zu viel gegessen. Eigentlich hat sie einen starken Willen. Sie schafft es, Job, Kinder und Haushalt zu managen. Für sie selbst bleibt keine Zeit. An Sport, Hobbys oder Freunde, ist nicht zu denken. Ein Sexleben? Nicht mehr existent. Ausgehen und mit ihrem Mann flirten? Das steht schon lange nicht mehr auf der Agenda. Einen Babysitter einstellen, nur um Zeit für sich zu haben? Das bezeichnet Anna als übertriebenen Luxus. Seit sieben Jahren geht das so. Mit dem Mutter-sein, kamen die Pfunde.

Zur Entspannung gönnt sich Anna Schokolade am Abend oder Eis zwischendurch. Das hat sie sich verdient nach all dem Stress. Immer wieder nimmt sich Anna vor, 20 Kilos abzunehmen. Dann würde sie sich energischer, würde sich in ihrer Haut wieder wohl fühlen.

Momentan ist das nicht so. Essen spendet ihr Trost. Sie gesteht, dass sie sich depressiv fühlt, wenn sie zu viel gegessen hat. Der Teufelskreis dreht sich weiter. Inzwischen kriselt es auch mit dem Partner. Deshalb hat mich Anna angerufen.

Mir fällt gleich auf, dass sie kein Körpergefühl zu haben scheint. Sie hat Mühe, im Raum achtsam zu gehen, ohne sich angestarrt zu fühlen. Während einer Entspannungsübung möchte sie den Raum kurz verlassen.

Annas Wahrnehmung hat sich auf die stressigen Dinge im Leben gerichtet. Sie hat sich mental vom eigenen Körper entkoppelt, da er ihr peinlich und lästig ist. Für sie scheint es unmöglich zu sein, etwas Positives in ihrem Leben, geschweige denn an ihrem Körper, zu erkennen.


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