Idealerweise lotet jedes Paar individuell aus, wer wo bewusst die Führung übernimmt oder abgibt. Basis dieser Verhandlungen ist, die eigenen Wünsche, Ängste und Bedürfnisse offen auszusprechen. Thematisieren und entscheiden Sie gemeinsam, wer welche Stärken und Interessen hat. Umkämpfte Bereiche werden dann vielleicht im Rotationsprinzip vergeben. Und schauen Sie auch, ob es vielleicht Bereiche gibt, für die sich bisher niemand verantwortlich fühlte. So können eventuelle Ungleichgewichte möglicherweise ausgeglichen und Missverständnisse und spätere Schuldzuweisungen vermieden werden.
Und was, wenn es bei der Verteilung zu Machtkonflikten kommt? Macht nix. Machtkonflikte sind völlig normal und bitte nicht zu verwechseln mit Machtkämpfen. Denn immer wo Menschen aufeinandertreffen, herrschen unterschiedliche Interessen. Und wo über Interessen verhandelt wird, entstehen Machtbeziehungen. Aber Macht ist per se nichts Verdächtiges, nur wenn sie missbräuchlich instrumentalisiert wird. Werden Machtkonflikte fair ausgehandelt, halten sie eine Beziehung lebendig.
Einen Bereich gibt`s allerdings, in dem nicht immer und im Vorweg ausdiskutiert werden sollte, wer, wann und wie die Führung übernimmt: und das Schlafzimmer. Denn im Bett kann das Spiel mit der Macht durchaus seinen Reiz haben. Vorausgesetzt, vereinbarte Grenzen werden nicht überschritten und dem anderen keine Vorlieben aufgezwungen. Wenn hier immer derselbe den Führungshut aufhat, wird das sehr schnell sehr langweilig. Und höchste Zeit für einen Rollenwechsel.