Wenn Paare neidisch nach anderen Paaren schielen

Ständiges Vergleichen – Pärchen XY könnte ja cooler und glücklicher sein – vergiftet die eigene Beziehung. Und selbst wenn es wahr wäre: Es macht wenig Sinn, die eigene Partnerschaft auf diese Art abzuwerten, findet Autorin Friederike Schön

Nennen wir sie Daniel und Isa. Jeder kennt so ein Paar (vielleicht sogar mehrere?), in dessen Gegenwart man hin und wieder Sozialneid verspürt. Schon seit Jahren zusammen, erwischt man sie knutschend, sobald man ihnen eine Minute den Rücken zudreht, um das Dessert aus der Küche zu holen. Sie turteln noch wie Frischverliebte, wenn andere nicht mal mehr wissen, welche Unterwäsche der Partner trägt. Unterhaltsam sind sie auch noch, in jeder geselligen Runde ein Gewinn. Befreundet ist man meist mit beiden, er ein guter Kumpel, sie eine innige Freundin. Man kann sich glücklich schätzen, so ein Paar zu seinem Bekanntenkreis zu zählen.

Wenn sich nicht eben doch ab und an der Stachel des Neides ins eigene Fleisch bohren würde. Denn für diese Paare gilt etwas, das Seltenheitswert besitzt: Attraktiv, smart und finanziell gut gestellt, scheint ihr Leben einem geheimen Plan zu folgen, einem Packt, der offenbar ohne Einmischung des mitunter launischen Schicksals geschlossen wurde. Kein Straucheln, kein Zaudern, nichts kann diesen Lebensplan durchkreuzen, Schritt für Schritt wird jeder Punkt auf der Wunschliste abgehakt – das gilt für die Karriere wie fürs Private. Beförderungen kommen so sicher wie der nächste Winter. Fünf Wochen Neuseeland? Ist doch mal was anderes als die regelmäßigen Erholungstrips nach Malle. Aber nur in der Business-Klasse, weil so ein langer Ritt in der Holzklasse einfach nicht zumutbar wäre. Kaum wird die Pille abgesetzt, leuchten auch schon zwei Streifen auf dem Schwangerschaftstest.

der Stachel des Neides sitzt tief

Wurde schon erwähnt, dass Daniel sich Isas Wünsche merkt, um sie bei nächster Gelegenheit wie selbstverständlich zu überraschen? Würde einen nicht wundern, wenn er die Verkäuferinnen bei Tiffanys mit Handschlag begrüßt. Den Haken an der Sache zu suchen käme dem Versuch gleich, einen winzigen Ohrstecker im Sand wiederzufinden. Fehlanzeige! Zumal man Daniel und Isa lange genug kennt, um zu wissen, dass sie einem keine Schmierenkomödie vorspielen. Die einzige Gefahr besteht nun darin, sich nach jedem Treffen mit Mr. und Mrs. Perfect so klein wie eine Präriemaus zu fühlen und mit der eigenen, vergleichsweise defizitären Beziehung ins Gericht zu gehen, die im Schatten der Daniels und Isas dieser Welt nun mal ein bisschen aussieht wie das Mängel-Exemplar unter den Partnerschaften. Es verführt dazu, sich ständig zu vergleichen – und darüber unzufrieden zu werden.


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