Pathologisches Glücksspielen ist eine zunächst unauffällige Erkrankung. Schleichend entwickelt sich aus einem sporadisch und aus Spaß betriebenen Spiel eine Abwärtsspirale und führt letztlich zur Verschuldung und sozialem Verfall des Betroffenen, der Partner und Familie ebenso schwer belastet. Was Sie wissen sollten, wenn Ihr Partner glücksspielsüchtig ist und wie Sie sich und dem Betroffenen helfen können, darum geht es in diesem Artikel
Ein Fall von Glücksspielsucht
Robert sitzt angespannt vor dem Computer. Und wieder verloren. Über 1000 Euro allein heute Abend. Das hole ich morgen wieder rein, sagt er sich. Oder vielleicht doch noch heute eine Runde? Diesmal klappt es ganz bestimmt. Um drei Uhr schläft Robert vor dem Rechner ein. Als er aufwacht, kippt die halbvolle Bierflasche auf dem Schreibtisch um. Aber es ist ohnehin schon egal, die Wohnung ist ein einziger Müllhaufen. Zum Glück ist Svenja bei ihrer Freundin. Er rappelt sich gerädert auf und versucht die gröbste Unordnung aufzuräumen. Sie soll nichts mitbekommen. Und das verspielte Geld von heute Nacht muss irgendwie wieder rein. Noch einen Kredit gewährt ihm seine Bank nicht. Sollte er seinen Freund wieder anpumpen? Vielleicht fährt er heute Abend nach der Arbeit nochmal schnell im Casino vorbei, er hatte das letzte Mal so viel Glück und Svenja ist erst spät daheim.
Und dann ist es wie immer. Svenja wartet zuhause, Robert kommt nicht. Sein Handy abgeschaltet. Sie kann nicht schlafen und steht auf, als sie um 4.30 Uhr die Haustür hört. Er sagt, er sei mit einem Kumpel was essen und dann noch auf ein Bier gewesen. Sie solle sich nicht aufregen. Morgen möchte er sie ganz schick ausführen, er hätte ja nicht gewusst, dass sie schon da ist. Wollte Sie nicht erst morgen kommen? Svenja glaubt ihm nicht mehr. Er hat sie schon so oft belogen. All seine Versprechungen und Beteuerungen, er würde sich ändern, sie kann sie nicht mehr hören. Nichts ändert sich.
Was ist Glücksspielsucht?
Robert ist spielsüchtig. Genauer gesagt glücksspielsüchtig. Das „Pathologische Glücksspielen“ ist laut ICD-10* eine Störung, „die in einem häufig wiederholtem episodenhaften Glücksspiel“ besteht, „das die Lebensführung der betroffenen Personen beherrscht und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt“. Die Betroffenen verlieren beim Spiel am Automaten, in Spielcasinos oder auch bei Online-Glücksspielen oft ihr ganzes Vermögen, nehmen Kredite auf, um weiter spielen zu können oder leihen sich von Freunden oder Bekannten Geld, in der Regel unter Vortäuschung falscher Tatsachen. Lügen, Scham und Verzweiflung kommen, wenn die kurzzeitigen Glücksgefühle während des Spiels gehen. Das Spielen nimmt einen immer größeren Raum im Leben ein, Arbeit und soziale Kontakte leiden.