Wenn befreundete Männer um die gleiche Frau werben

Ich glaube, das Wort „Revier“ trifft es hier ganz gut. Lassen wir einen Menschen in unser Herz, lassen wir ihn ebenso in unser Revier. Wird dieses dann von einer anderen Person betreten, werden wir zum Tier. Handelt es sich bei dem Eindringling auch noch um einen guten Freund, bringt das unsere Welt erst recht durcheinander. Mit Toleranz ist dann nicht mehr viel. Zähnefletschend stehen wir dem Kontrahenten gegenüber und zerfleischen nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Freundschaft. Wenn ich es so betrachte, kann ich die Reaktion des Verehrers meiner Besten absolut nachvollziehen. Sie war schließlich seine Herzensdame, trotzdem sie seine Gefühle nicht erwiderte. Aus ihrer Sicht, die ich als ihre beste Freundin meistens einnehme, war seine Reaktion aber komplett übertrieben. Sie waren kein Paar, sie waren nicht einmal Freunde. Also brauchte sie kein schlechtes Gewissen haben, als sie mit seinem Kumpel anbandelte.

Das Tabu hat seine Berechtigung

So unterschiedlich stellen sich manche Situationen aus verschiedenen Perspektiven dar. Auf der einen Seite der gefühlte Hochverrat, auf der anderen Seite die überzogen anmutende Wutreaktion. Die Herren hatten die Regeln nicht geklärt. Ein kurzes „Lass die Finger von dieser Frau“, hätte gereicht, um die Situation zu verhindern. Sich eine „Genehmigung“ für solche Momente zu holen, ist die einzige Lösung, um eine Zerstörung der Freundschaft nicht zu riskieren. Ein sehr heikles Thema, das jeder für sich selbst regeln muss. Allerdings bin ich der Meinung, das lange bewährte Tabu hat seine absolute Berechtigungen. Es sollte unausgesprochen gelten. Oder sollte man manchmal mehr an sich denken – und mal den Egomanen raushängen lassen?


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