Was wollen wir eigentlich – als Paar?

Kann man ein Paar sein, ohne eine gemeinsame Perspektive zu haben? Und kann das auf Dauer gut gehen?

Es war einmal eine Beziehung. Das war meine Beziehung. Meine Beziehung mit Lena. Aus dieser Beziehung wurde schließlich meine Beziehung zu Lena. Die war dann schon ziemlich abgekühlt und glich nach ein paar Jahren nur noch einem Minenfeld. Wir hatten beide ein Talent dafür entwickelt, genau auf die von uns ausgelegten Minen zu treten. Und irgendwann war es dann nur noch meine Ex-Beziehung mit Lena. Zerfetzt lagen die Reste jener geheimnisvollen Macht, die uns beieinander gehalten hatte, auf dem Schlachtfeld unseres elendig langen Beziehungssterbens. Grau war das Feld, kalt und feucht hing ein noch dunklerer Himmel darüber.

Eine vernichtende Frage

Gegen Ende dieser Noch-Beziehung stellte mir Lena inmitten eines Streitgesprächs eine Frage. Gift lag in ihr. Hoffnung. Und auch etwas Wehmut. Zumindest habe ich ihr das damals unterstellt.

„Was willst du eigentlich?“

Das ist so eine Frage, die – im richtigen Moment gestellt – einen Abgrund im Gegenüber aufzureißen vermag.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits seit mehr als zwei Jahren zusammen. Nach meiner Zeitrechnung. Nach ihrer Zeitrechnung erst seit eineinhalb Jahren, wie sie ein paar Wochen zuvor mal beiläufig erwähnt hatte. Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen vom Anfang und Ende einer Beziehung.

Das, was wir am Anfang gehabt hätten, sei noch keine Beziehung gewesen, erklärte Lena. Die ersten Monate also. „Da haben wir uns gemeinsam durch die besten Jahre unseres Lebens treiben lassen.“ So nannte sie das. Ich wusste nicht so richtig, wie ich es genannt hätte. Ich hatte mir diese Frage nie gestellt. „Und danach“, fuhr Lena fort, „kam irgend so ein Beziehungsabklatsch.“

Was wollten wir eigentlich voneinander?

Für mich war das schon so etwas wie eine Beziehung gewesen. Am Anfang, in der Mitte und auch noch am Ende. Irgendwie zumindest.

Aber was wollte ich eigentlich? Von dieser Beziehung? Von Lena? Mit Lena?