Was Ehe bedeutet

Ich zitiere gern aus der Philosophie, und ich zitiere gern aus dem Volksmund, der auch eine tiefe Weisheit hat. Da heißt es: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ Das hört sich ziemlich pragmatisch und trocken an, das ist aber ein vorzügliches vernünftiges Rezept für eine harmonische Ehe. Nachteulen, die mit einem notorischen Frühaufsteher verheiratet sind, wissen, wovon ich spreche. Es ist gut, die Liebe auch daraufhin abzupassen, ob sie im alltäglichen Miteinander gelingt.

Man denke hier auch an die Katastrophen, die sich anbahnen, wenn einer der Ehepartner keine Kinder will – und der andere unbedingt. Hier entscheidet im besten Fall (wie toll man den anderen auch findet!) die geschmähte Vernunft, ob man lieber die Hände von einer Ehe lassen sollte, in der die Vorstellungen derart weit auseinander liegen.

Mit Liebe hatte die Ehe früher ja nicht so viel zu tun. Es ging darum, Besitz vererben zu können. Wann übernahm die Liebe unsere heutige Vorstellung von Ehe?

Da sprechen Sie ein großes Wort gelassen aus. In der Tat, die längste Zeit in der Geschichte war die Ehe eine Institution, die der Sicherung der Erbfolge sichern diente. Kinder, die nicht in einer Ehe geboren wurden, durften nicht erben. Die Ehe erfüllte damit eine Ordnungs- und Schutzfunktion. Im Mittelalter entstand im Minnesang zum ersten Mal die kühne Idee, dass sich Eheleute lieben können. Ein legendäres Beispiel: Im Artusroman ,,Erec“ von Hartmann von Aue sind die Eheleute dermaßen ineinander verliebt, dass sie aus dem Bett nicht mehr rauskommen, dabei haben sie als Herrscherpaar wichtige gesellschaftliche und politische Aufgaben zu erfüllen. Dieser Roman ist sehr modern und nimmt in der Betonung der Verliebtheit in der Ehe etwas vorweg, was erst viel später stattfand. Bis es wirklich salonfähig und akzeptiert war, aus Liebe zu heiraten, dauerte es noch ein paar Jahrhunderte.


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